Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hatte vier Männer aus der Islamistenszene festgenommen. Sie waren im Besitz illegaler Schusswaffen.

Köln/Bonn. Drei bei Bonn festgenommene mutmaßliche Islamisten kommen wieder auf freien Fuß. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntagabend mitteilten, „konnten Verdachtsgründe, die eine Untersuchungshaft rechtfertigen würden, nicht erhärtet werden“. Nach früheren Mitteilungen standen sie im Verdacht, eine „schwere staatsgefährdende Straftat“ vorbereitet zu haben.

Allerdings soll die maximal mögliche Zeit der Ingewahrsamnahme ausgeschöpft und die Männer erst gegen Mitternacht freigelassen werden. Zudem würden sie weiter beobachtet. „So bleibt sichergestellt, dass von dieser Personengruppe keine Gefahr für die Feierlichkeiten im Rahmen des NRW-Tages und des Deutschlandfestes in Bonn ausgehen wird“, hieß es in der gemeinsamen Erklärung der Polizei Köln und der Staatsanwaltschaft Bonn. Die Ermittlungen würden fortgeführt.

Das war passiert: Polizei nimmt mutmaßliche Islamisten fest

Eine "schwere staatsgefährdende Straftat“ befürchtete die Polizei, als sie am Sonnabendnachmittag vier mutmaßliche Islamisten festnahm. Die 22 bis 27 Jahre alten Männer sollen sich illegal Schusswaffen beschafft haben und wurden bei Bonn und im hessischen Offenbach gefasst – so viel teilten die Beamten am Sonntag mit. Der räumliche Zusammenhang zu den zentralen Feierlichkeiten anlässlich des 21. Jahrestags der Deutschen Einheit am 3. Oktober war auffällig. Immerhin wurden zum Fest in der einstigen Bundeshauptstadt der Bundespräsident, die Kanzlerin und Hunderttausende Gäste erwartet. Doch die Polizei bestätigte entsprechende Befürchtungen nicht. Und am Sonntagabend war der Offenbacher wieder frei, Medien zufolge könnten die übrigen Verdächtigen folgen.

Die Besucher der dreitägigen Großereignisses ließen ihre gute Laune von der Nachricht der Festnahmen nicht trüben. Anlässlich 21 Jahren Deutscher Einheit und des 65. Geburtstags von Nordrhein-Westfalen sollte in Bonn noch bis Montagabend gefeiert werden. Bei strahlendem Sonnenschein kamen nach Schätzung der Veranstalter allein am Sonnabend 200.000 Besucher. Polizei und Rettungskräfte lobten am Sonntag die friedliche Feierlaune.

Weite Teile Bonns sind für den Verkehr gesperrt, das Festgelände reicht 3,5 Kilometer weit – von der Innenstadt bis zu den Parkanlagen der Rheinauen. In Zelten und Pavillons präsentieren sich die politischen Organe wie Bundesregierung, Bundesrat und Landtag, außerdem die 16 Bundesländer und zahlreiche lokale, nationale und internationale Organisationen.

Auf einer "Blaulichtmeile“ entlang des Rheinufers stellen Polizei, Feuerwehr und technisches Hilfswerk ihre Arbeit – und Einsatzfahrzeuge – vor. In den Rheinauen präsentiert die Bundeswehr zahlreiche Gefährte auch in Aktion – zu Land, zu Wasser und in der Luft. Auf zehn Bühnen in der gesamten Stadt spielen Orchester und Bands. Am Sonnabendabend rockte die Kölsche Gruppe "Bläck Fööss“ den zentralen Münsterplatz samt Beethovenstatue – übersetzt von einem Gebärden-Dolmetscher.

Sogar Bundespräsident Christian Wulff öffnete am Sonntag seinen Bonner Amtssitz, die Villa Hammerschmidt, für ein großes Kinderfest. Gemeinsam mit seiner Frau Bettina, deren achtjährigem Sohn Leander und dem dreijährigen gemeinsamen Kind Linus kam er im Park mit zahlreichen Besuchern ins Gespräch.

Mit dem Fest wolle er die Kinder auch dazu ermuntern, sich mehr für Politik zu interessieren, sagte Wulff. "Wenn jemand diesen Park verlässt, dann soll er darüber nachgedacht haben: Will ich nicht vielleicht auch Bundespräsident werden?“ Er habe zwar keinen unbedingt familienfreundlichen Beruf, aber seinen Kindern würde er erklären, warum er so viel zu tun habe – dass nämlich "immer einige gebraucht werden, die die Arbeit machen“, scherzte der Bundespräsident.

Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nach der Festnahme der vier mutmaßlichen Islamisten nicht verändert, wie ein Polizeisprecher sagte. Für ihn "der Beweis, dass wir gut aufgestellt sind“.

Für Montag, den eigentlichen Tag der deutschen Einheit, ist ein großer Festumzug durch die Stadt geplant. Als Abschluss des Festes planen die Veranstalter für Montagabend eine Aufführung der "Ode an die Freude“ – gesungen von ganz Bonn. (dpa/abendblatt.de)