Der Zerstörer HMS Liverpool hat Leuchtraketen auf Stellungen Gaddafi-treuer Anhänger nahe seiner Geburtsstadt Sirte abgefeuert.

London /Tripolis. Britisches Militär hat mehrere Ziele in der Nähe der letzten Hochburgen des libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi unter Beschuss genommen. In der Nacht zum Freitag habe der Zerstörer HMS Liverpool Leuchtraketen auf Stellungen Gaddafi-treuer Anhänger nahe seiner Geburtsstadt Sirte abgefeuert, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag in London mit. Denjenigen, die den Konflikt verlängerten, solle demonstriert werden, dass ihre Aufenthaltsorte bekannt seien und angegriffen werden könnten.

Wie es weiter hieß, zerstörte die britische Luftwaffe bereits am Donnerstag nahe der Wüstenstadt Bani Walid eine militärische Installation, ein Fahrzeug mit Raketen und einem Raketenhalter sowie sechs Gebäude, die von Gaddafi-Anhängern genutzt worden seien. Die Aufständischen vermuten, dass der Ex-Diktator in Bani Walid Unterschlupf gefunden haben könnte.

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UN: Wassermangel in Libyen ernst, aber nicht kritisch

Der Wassermangel in der libyschen Hauptstadt Tripolis und ihrer Umgebung ist nach Einschätzung von UN-Experten „ernst, aber nicht kritisch“. Die UN-Hilfsorganisation UNICEF werde in den nächsten Tagen elf Millionen Liter Trinkwasser ins Land bringen, um es unter der Bevölkerung verteilen zu lassen, sagte der UN-Koordinator für die humanitäre Hilfe in Libyen, Panos Moumtzis, am Freitag vor der Presse in Tripolis. „Das ist eine Soforthilfe-Maßnahme, sie reicht, um den Bedarf für acht Wochen zu decken“, fügte er hinzu.

In Tripolis hatte vor knapp zwei Wochen ein Volksaufstand das System des Diktators Muammar al-Gaddafi beseitigt. Die neue Führung der Aufständischen kämpft noch mit Problemen bei der Normalisierung des Alltags. Wie Moumtzis weiter ausführte, sehen die UN und die mit ihr kooperierenden regierungsunabhängigen Organisationen vor allem bei der Behebung des Wasser-, des Medikamenten und des Treibstoff-Mangels raschen Bedarf für internationale Hilfe.

Zu diesem Zwecke habe man in den letzten Tagen in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Übergangsrat, der Zivilregierung der Aufständischen, einen Aktionsplan für die nächsten 30 Tage ausgearbeitet, sagte Moumtzis. Bereits in den nächsten Tagen sollen 250 Tonnen Treibstoff in Libyen eintreffen und Medikamente im Wert von 100 Millionen Euro angeschafft werden.

Den Wassermangel führte der UN-Koordinator auf konfliktbedingte Probleme mit dem Großen Künstlichen Fluss zurück, ein gigantisches Leitungssystem, das die libyschen Küstenstädte mit Grundwasser aus den 600 Kilometer entfernten Speichergesteinen der Sahara versorgt. Die dort angelegten 580 Brunnen seien früher gesperrt worden, würden aber nun von libyschen Ingenieuren nach und nach wieder in Gang gesetzt, sagte Moumtzis. Die Behebung des Mangels könne noch ein bis zwei Wochen dauern, fügte er hinzu.