100 neue Häftlinge pro Tag – Englands Gefängnisse nähern sich Kapazitätsgrenze. Kate und William bei Familien von Opfern.

London. Die Zahl der Häftlinge in englischen Gefängnissen steigt nach den Krawallen immer weiter und treibt die Einrichtungen an die Grenzen ihrer Kapazität. Die Gesamtzahl der Insassen in England und Wales sei in der vergangenen Woche täglich um rund 100 auf fast 86.700 gewachsen, teilte das Justizministerium mit. Damit ist die Obergrenze beinahe erreicht; insgesamt ist in den Haftanstalten Platz für rund 88.000 Menschen. Die Regierung hatte nach den Krawallen und Plünderungen in der vergangenen Woche mit fünf Toten gesagt, es gebe ausreichend Unterkünfte für die zahlreichen Festgenommenen, die auf ihre Prozesse warten.

Seit Ausbruch der Krawalle vor zwei Wochen sind allein in London 1800 Menschen festgenommen worden. Insgesamt sind es rund 2800. Die Polizei sucht unter anderem mit Hilfe von Bildern aus Überwachungskameras nach weiteren Verdächtigen. Die Haftanstalten sähen sich einer „noch nie da gewesenen Situation“ gegenüber, hieß es von der zuständigen Behörde. Man entwickele Notfallpläne, um mehr Platz zu schaffen, falls weiterer benötigt werde.

„Der schnelle Anstieg der Zahl der Häftlinge führt dazu, dass Teile unserer Haftanstalten menschliche Lagerhäuser werden, die zu nicht viel mehr da sind, als die Leute in überfüllten Bedingungen zusammenzupferchen“, sagte Geoff Dobson von der Organisation Prison Reform Trust, die sich für bessere Haftbedingungen einsetzt. Er warnte erneut, dass viele bislang nicht auffällige Täter durch die Bedingungen kriminalisiert werden könnten.

Unterdessen haben Prinz William und seine Frau Kate ein Gemeindezentrum in Birmingham besucht, wo in der vergangenen Woche drei Männer bei den Unruhen getötet worden waren. Das Paar sprach 15 Minuten mit den Angehörigen der Opfer und kam auch mit Einsatzkräften und Anwohnern zusammen. (dpa/dapd)