Peking rüstet das 300-Meter-Schiff aus der Konkursmasse der Sowjetunion auf. Die Militärmacht China zeigt ihre Muskeln.

Peking. China hat seinen ersten Flugzeugträger zu Wasser gelassen und damit seinen Anspruch als Marinemacht in der Region unterstrichen. Der Schritt dürfte in der Volksrepublik patriotische Gefühle entfachten, bei manchen Nachbarstaaten dagegen Unbehagen auslösen. Das rund 300 Meter lange Schiff verließ am Mittwoch den Hafen Dalian in der nordöstlichen Provinz Liaoning, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. „Der symbolische Nutzen sticht den praktischen aus“, sagte Ni Lexiong, Experte für Marinepolitik an der Universität Shanghai. Wie die USA und Großbritannien benötige die Volksrepublik eine angemessene Seestärke, sei es durch Flugzeugträger oder Kampfschiffe.

Xinhua schrieb, der Aufbau einer starken Marine, die den wachsenden Status Chinas widerspiegele, sei notwendig. China müsse seine Interessen schützen. Das Schiff stammt aus der Sowjetunion und war vor dem Zusammenbruch des Landes 1991 nicht mehr fertiggestellt worden. China kaufte den Schiffkörper von der Ukraine und baute ihn aus. In der Bevölkerung kommt das Streben der Regierung gut an, die langfristig eine Flotte an Flugzeugträgern aufbauen will. „China ist dramatisch gewachsen. Die ganze Welt sollte das Land als aufstrebende Macht anerkennen, die ihre Rechte und ihr Territorium verteidigen kann“, sagte ein 29-jähriger IT-Experte in Peking.

Im vergangenen Jahr ist es auf dem Meer zwischen China und Japan, Vietnam sowie den Philippinen zu Zwischenfällen und Grenzverletzungen gekommen, die zum Teil hitzige diplomatische Auseinandersetzungen nach sich zogen. Chinas Verteidigungsbudget ist in den vergangenen fünf Jahren um fast 70 Prozent in die Höhe geschossen. „Es ist unvermeidlich, dass viele Nachbarn jetzt alarmiert sind“, sagte der China-Experte Chengxin Pan von der Deakin-Universität in Australien. In der Region besitzen Indien und Thailand Flugzeugträger. Die USA haben insgesamt elf dieser Schiffe in Betrieb. (rtr)