Der Entwicklungsminister bereist Kenia. Gesellschaft für bedrohte Völker rückt Nomaden in den Blickpunkt und fordert ein Aufstocken der Hilfen.

Berlin. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hat den hungernden Menschen am Horn von Afrika weitere Unterstützung versprochen. Deutschland habe bereits geholfen und werde dies auch weiter tun, erklärte der FDP-Politiker am Sonntag auf seiner Reise durch die kenianischen Dürregebiete.

Man müsse auch an die Zeit nach der Trockenzeit denken, mahnte Niebel. «Wir bereiten daher Programme vor, die nach der Dürre den Menschen helfen, ihre Lebensgrundlagen wiederherzustellen», sagte er. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) forderte eine Aufstockung der deutschen Hilfen.

Niebel erklärte nach Ministeriumsangaben, es werde auch künftig regelmäßige, durch den Klimawandel verstärkte Dürreperioden geben. Die Vorsorge sei in der Vergangenheit «sträflich vernachlässigt» worden. Sein Ministerium stelle in diesem Jahr mehr als 700 Millionen Euro für diesen Schwerpunkt bereit. «Jeder fünfte Euro, den das BMZ in bilaterale Zusammenarbeit investiert, geht jetzt in ländliche Entwicklung.»

Vergangenen Monat hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf ihrer Afrika-Reise Kenia besucht. Begleitet wurde sie von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die ebenfalls Hilfe bei der Bekämpfung der Hungersnot zusagte. Deutschland könne sein Know-how zur richtigen Aufbewahrung von Saatgut zur Verfügung stellen, Hilfe bei der Berufsausbildung oder Unterstützung für die Ausstattung des Maschinenparks leisten, erklärte die CSU-Politikerin.

Außerdem besuchte Niebel eine Klinik in Kitui, in der die sonst oft zu teuren Krankenhausbesuche für schwangere Frauen und junge Mütter durch deutsche Gelder ermöglicht werden. Durch einen finanziellen Beitrag an das Welternährungsprogramm können sie nach der Behandlung zusätzlich ein Paket mit Nahrungsmitteln mit nach Hause nehmen – eine lebenswichtige Unterstützung für die werdenden und jungen Mütter angesichts der durch die Dürre auch in Kenia explodierten Lebensmittelpreise.

Niebel war am Samstag nach Kenia aufgebrochen. Den Angaben zufolge will er auch das für ursprünglich 90.000 Flüchtlinge ausgelegte Camp Dadaab besuchen, in dem derzeit 400.000 Menschen ums Überleben kämpfen. Der Minister appellierte an die kenianische Regierung, ihren Ankündigungen Taten folgen zu lassen und das Lager zu erweitern. Niebel wird auf der Reise von der Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, begleitet.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker forderte mehr Hilfen und eine besondere Berücksichtigung der Nomaden in Kenia, Uganda und Somalia. Diese zählten «zu den wenigen Gruppen, die in unwirtlichen Regionen des Horn von Afrikas überhaupt in der Lage sind, langfristig zu überleben», erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen. «Doch den Turkana-Nomaden im Nordwesten Kenias droht nun das Aus, wenn nicht neue Brunnen erbaut und ihre Viehherden erhalten werden.»

Delius forderte von den Regierungen Ostafrikas und den Verantwortlichen für die Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ein Umdenken. «Nomaden müssen mit ihren besonderen Bedürfnissen endlich ernster genommen werden. Sie entsprechen vielleicht nicht dem Ideal moderner Agrarproduktion, sind aber ein wichtiger Faktor in der Volkswirtschaft dieser Staaten.»

Die GfbV ist nach Amnesty International die zweitgrößte deutsche Menschenrechtsorganisation. (dapd/abendblatt.de)