Schwere Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Straßenkämpfe mit Tränengas, Steinen und Brandbomben.

Kairo. Den zweiten Tag in Folge haben sich in Kairo Hunderte Jugendliche Straßenschlachten mit ägyptischen Sicherheitskräften geliefert. Dabei wurden am Mittwoch nach offiziellen Angaben rund 180 Menschen verletzt, darunter 48 Polizisten. Ausschreitungen in diesem Ausmaß hat es in Ägypten seit dem Aufstand gegen den im Februar gestürzten Präsidenten Husni Mubarak nicht mehr gegeben. Die Demonstranten forderten eine zügige strafrechtliche Verfolgung von Polizisten, denen ein brutales Vorgehen während der Massenproteste von Anfang des Jahres vorgeworfen wird. Damals wurden rund 850 Protestierende getötet. Die Menge wandte sich gegen die in ihren Augen schleppenden Ermittlungen gegen die mutmaßlich verantwortlichen Polizisten.

Rufe nach einer Absetzung „des Feldmarschalls“ wurden laut, eine Anspielung auf Mubaraks langjährigen Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi. Er ist inzwischen Vorsitzender des Obersten Rats der Streitkräfte, der die Macht nach dem Sturz Mubaraks übernahm. Rund um das Innenministerium zog Bereitschaftspolizei auf und setzte Tränengas gegen Demonstranten ein, die mit Steinen und Brandbomben reagierten. Mindestens 18 Autos und elf Geschäfte wurden beschädigt. Die Streitkräfte veröffentlichten auf ihrer Facebook-Seite eine Erklärung, wonach die Zusammenstöße das Land destabilisieren und einen Keil zwischen die Kräfte des Aufstands und die Sicherheitskräfte treiben sollten.

Bereits am Dienstagabend hatten sich bis zu 6000 Demonstranten über Stunden hinweg Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die Zusammenstöße dürften den Graben zwischen vielen Ägyptern und der Polizei vertiefen. Die Sicherheitskräfte werden zahlreicher Menschenrechtsverletzungen unter dem Mubarak-Regime beschuldigt. (dapd)