Die Umwelthilfe recherchierte, in welchen Autos sich die Minister chauffieren lassen. Einer wollte bei Angaben über seine Karosse tricksen.

Berlin/Hamburg. Wasser predigen und Wein trinken – das Motto von Deutschlands auffälligsten Klimasündern gilt auch in diesem Jahr. Die Minister des Bundeskabinetts sowie der Länder lassen sich weiterhin in sogenannten „Dreckschleudern“ chauffieren. Die Dienstwagen – Mercedes, BMW, Audi oder VW – haben nach einer Erhebung der Deutschen Umwelthilfe einen zu hohen Spritverbrauch sowie einen zu hohen Ausstoß an Kohlendioxid.

Kein Bundesminister erfülle mit dem Dienstwagen die geltenden EU-Klimagaswerte von 140 Gramm CO2 pro Kilometer. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sei mit 348 Gramm CO2/km das „Schlusslicht“ unter den Länderchefs. Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) sei mit 353 g CO2/km „trauriger Gesamtsieger des Klimakiller-Rankings“. Er fährt einen Audi A 8 6.0 quattro. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) verweigert nach Auskunft der Umwelthilfe Angaben über seinen Dienstwagen und werde deshalb verklagt.

Die Umwelthilfe spricht von einer „Übermotorisierung“ der Dienstwagen. Nur Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) unterschreite den gültigen EU-Zielwert von 140 Gramm CO2.

Die Berliner Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke, Toyota Prius Hybrid mit 92 Gramm CO2/km) sei inzwischen umweltfreundlich umgestiegen. Auch Umweltministerin Simone Peter aus dem Saarland (Bündnis90/Grüne, VW Passat 1.6 TDI Blue Motion mit 114 CO2/km) und der grüne Umweltminister Johannes Remmel aus Nordrhein-Westfalen führen umweltfreundlichere Autos.

„Insbesondere bei vielen Ministerpräsidenten hört der Klimaschutz beim Dienstwagen auf“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. „Nach wie vor verstehen sich die meisten Spitzenpolitiker als kostenlose Werbeträger für spritschluckende Dienstlimousinen aus deutscher Produktion. Erfreulich, dass zumindest in den ersten Bundesländern einzelne Regierungschefs, Minister und Senatoren sich ihrer Vorbildfunktion bewusst werden und auf zeitgemäße Fahrzeuge umsteigen.“

Hessens Ministerpräsident Bouffier habe versucht, gegenüber der Umwelthilfe zu tricksen. Bouffier habe versucht, durch falsche Angaben eine günstige Einstufung zu erreichen. Die von seiner Staatskanzlei genannten Zahlen seien nicht plausibel gewesen. Die Umwelthilfe habe aber recherchiert, dass Bouffier einen 12 Zylinder VW Phaeton mit 450 PS, 21,4 Litern Verbrauch im Stadtverkehr und 348 Gramm CO2/km Emissionen fahre. Die Umwelthilfe sei gespannt, wie lange NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) noch ihren von Jürgen Rüttgers übernommenen Audi A 6.0 W12 Quattro (324 g CO2/km) behalte. Für Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gelte: Sein Haus teste immerhin einen Elektro-Smart und einen Brennstoffzellen-Mercedes.