Er sprach sich für mehr Frauen in der Arbeitswelt aus. Fredrik Reinfeldt sagte, das sei für Schwedens derzeitigen Boom mitverantwortlich.

Hamburg. Es war schon ein historischer Tag – für den schwedischen Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt, 45, und für die Hamburger. Bei seinem Vortrag im Hotel Atlantic an der Alster hatte der Regierungschef nicht nur die große Politik im Blick. Reinfeldt machte sich für flächendeckende Kinderkrippen- und Kindergarten-Angebote stark, damit Frauen im gesamten Bereich der Europäischen Union stärker als bisher in das Arbeitsleben eingebunden sein können. Bei dem vom Hamburger Abendblatt und der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik organisierten Vortrag nannte Reinfeldt das Angebot an Betreuungsplätzen in Schweden als einen zentralen Grund dafür, dass sein Land wirtschaftlich überdurchschnittlich gut dastehe. Schweden habe „den äußerst gewichtigen Vorteil hat, eine für die Geschlechter gleichberechtigte Gesellschaft zu sein“.

Und Reinfeldt sagte: Wenn es in der EU eine gleich starke Erwerbsaktivität beider Geschlechter gäbe, würde das Wirtschaftswachstum um 25 bis 30 Prozent kräftiger ausfallen. Schweden hat sich in der Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 weit besser behauptet als fast alle anderen EU-Länder. Als wichtigen Grund für die weiter geringen Staatsschulden und einen fast ausgeglichen Staatshaushalt bei hohen Wachstumsraten nannte Reinfeldt eine Politik, die „weg von der Hochsteuer-Politik“ zu einer Gesellschaft gehe, „die Arbeit und Unternehmergeist belohnt“. Als Beispiele nannte er neben Steuersenkungen unter anderem Erleichterungen für Unternehmer bei Neueinstellungen.

Auch habe seine Regierung in der Krise „das Geld der Steuerzahler nicht an Unternehmen weitergereicht, die nicht konkurrenzfähig waren“. „Dies halte ich immer noch für eine unserer wichtigsten Entscheidungen bei der Bewältigung der Krise“, sagte Reinfeldt.

In Schweden wurde unterdessen an den vor 25 Jahren ermordeten Ministerpräsidenten Olof Palme erinnert. Am Grab des Sozialdemokraten auf dem Adolf-Fredrik-Friedhof in Stockholm und am nahe gelegenen Ort des Anschlags legten Menschen Blumen nieder. Wer den schwedischen Regierungschef am 28. Februar 1986 aus nächster Nähe erschoss, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Palme war mit seiner Frau Lisbet nach einem Kinobesuch zu Fuß und ohne Leibwächter auf dem Heimweg durch die Innenstadt.

Lisbet Palme (79) sagte in einem Interview des Rundfunksenders SR, die politische Bedeutung ihres Mannes werde von der fehlenden Aufklärung seiner Ermordung überschattet. Die Witwe des ermordeten Regierungschefs hatte als einzige Tatzeugin den Kleinkriminellen Christer Pettersson als Mörder identifiziert. Weil jedoch die Polizei ihr bei der Gegenüberstellung vorab Tipps gegeben hatte, hob das Stockholmer Berufungsgericht 1989 den Schuldspruch aus erster Instanz auf.

Der von Alkohol und Drogen abhängige Pettersson starb 2004. Er hat den Mord mehrfach gegenüber Bekannten und Journalisten gestanden, was aber nach schwedischem Recht weder für eine Verurteilung noch für ein neues Verfahren ausreicht. Die Polizei führt ihre Fahndungsarbeit offiziell weiter, nachdem die Verjährungsfrist für 25 Jahren für Mord im letzten Sommer aufgehoben wurde.

Palme war von 1969 bis 1976 und von 1982 bis zu seiner Ermordung im Alter von 59 Jahren schwedischer Ministerpräsident. Er machte sich international einen Namen als scharfer Kritiker des US-Krieges in Vietnam sowie als Gegner des Apartheid-Regimes in Südafrika.