Experten waren fassungslos über die Zustände im Institut. Der Rechnungshof warf Präsident Zimmermann Verschwendung vor.

Berlin. Der umstrittene Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, tritt zurück. Das DIW werde dem Wunsch Zimmermanns entsprechen, bis zur Jahresmitte 2011 sein Amt zur Verfügung zu stellen, teilte der Kuratoriumsvorsitzende Bert Rürup mit. Über die erforderliche Interimsleitung und die Nachfolge werde „in aller Besonnenheit“ entschieden. Rürup sagte, die wissenschaftlichen Arbeiten und Beratungserfolge des DIW müssten wieder stärker ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung gerückt werden. Trotz öffentlicher Kritik sei das DIW „nach wie vor eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute nicht nur in Deutschland“. Zimmermann, 58, habe das Berliner Forschungsinstitut im vergangenen Jahrzehnt „erfolgreich reformiert und wissenschaftlich gestärkt“.

Zimmermann und das DIW hatten im vergangenen Jahr wiederholt für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Rechnungshof Berlin warf dem DIW Verschwendung von Steuergeldern in Millionenhöhe vor. In seinem Jahresbericht 2010 kritisierte der Rechnungshof Ausgaben in Höhe von etwa fünf Millionen Euro als nicht nachvollziehbar oder kritikwürdig. Auch Zimmermann wurde im Jahresbericht indirekt kritisiert.

Aufgrund seiner Geschäftsführertätigkeit für ein Bonner Unternehmen und seiner Vorstandstätigkeit in einer Washingtoner Gesellschaft sei er „etwa nur zu einem Drittel der Arbeitszeit am DIW anwesend“. Der Rechnungshof forderte neue Regelungen zur Vertretung Zimmermanns. Kritik war auch laut geworden an der Gründung eines DIW-Instituts in Washington. In der Folge wurde das Kuratorium neu aufgestellt mit dem ehemaligen Wirtschaftsweisen Rürup an der Spitze. Eine Arbeitsgruppe erarbeitete eine neue Satzung und Geschäftsordnung, um die Vorgänge im Institut künftig besser kontrollieren zu können.

Im November kritisierte Zimmermann öffentlich seinen Mitarbeiter Karl Brenke für eine Studie zum Fachkräftemangel in Deutschland. Brenke kam in der Studie zu dem Schluss, der erwartete Fachkräftemangel sei eine „Fata Morgana“. Zimmermann vertrat dann in einem eigenen Aufsatz eine andere Auffassung. Anfang Januar trat zudem der neue Geschäftsführer des DIW, Hanns Seidler, nach nur vier Monaten zurück. Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ war er „fassungslos“ über die Zustände in dem Institut. Einem „Spiegel“-Bericht zufolge werfen mehrere Vertreter des Kuratoriums Zimmermann unter anderem einen allzu autokratischen Führungsstil vor. Der Ökonom vergraule Wissenschaftler und sei verantwortlich dafür, dass die Bundesregierung das vom Bund und dem Land Berlin gemeinsam finanzierte Institut zuletzt nicht mehr mit Konjunkturprognosen beauftragte.