Der vereitelte Anschlag auf die Redaktion der “Jyllands-Posten“ in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen schockiert Dänemark. Die festgenommenen Verdächtigen sollen in Verbindung mit internationalen Terror-Netzwerken stehen.

Kopenhagen. Nur knapp ist in Kopenhagen, der Haupstadt Dänemarks, ein terroristischer Anschlag vereitelt worden, worauf Dänemark mit Entsetzen reagierte. Zur Festnahme der fünf mutmaßlichen Islamisten sagte Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen, es bestehe für sein Land eine "sehr ernste Bedrohung“ durch Terroristen. Nach ersten Informationen sollen die Verdächtigen in Verbindung mit internationalen Terror-Netzwerken gestanden haben.

Der dänische Geheimdienst gab an, die Polizei in Dänemark und Schweden habe fünf Männer festgenommen, die einen Anschlag auf die Kopenhagener Redaktion der Zeitung "Jyllands-Posten“ verüben wollten. Wie es weiter hieß, hätten die aus der arabischen Welt stammenden Männer ein Blutbad in der Redaktion geplant. 2005 hatte die Zeitung "Jyllands-Posten“ zwölf Karikaturen mit dem Propheten Mohammed veröffentlicht und damit eine massive Protestwelle in der islamischen Welt ausgelöst.

In Kopenhagen sagte der Ministerpräsident, ungeachtet aller Gefahren dürfe die dänische Gesellschaft aber nicht ihre Offenheit verlieren. Von der Terrorgefahr müssten die Grundwerte wie Demokratie und Meinungsfreiheit unangetastet bleiben.

Ebenfalls zur Beharrlichkeit mahnte auch der Karikaturist Kurt Westergaard an, der mit seinen Mohammed- Zeichnungen den Hass der Islamisten auf sich zog. "Wir dürfen und werden uns Kritik am radikalen Islamismus nicht verbieten lassen. Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen“, sagte Westergaard der "Bild-Zeitung“ (Donnerstag). Vor fast genau zwölf Monaten war der "Jyllands-Posten“-Zeichner von einem Islamisten aus Somalia überfallen und dabei fast erschlagen worden.

Der Zugriff auf die Verdächtigen am Mittwoch erfolgte kurz vor der Ausübung der Bluttat auf die Zeitungsredaktion der "Jyllands-Posten", wie die Ermittler angaben. "Nach unserer Überzeugung wollten sie so viele der dort arbeitenden Menschen wie möglich töten“, sagte der dänische Geheimdienstchef Jakob Scharf. Innerhalb von nur zwei Wochen dürfte Skandinavien damit zum zweiten Mal knapp einem schweren Terroranschlag mit vielen Opfern entgangen sein.

Bereits am 11. Dezember war ein Attentäter bei einem Selbstmordanschlag in der schwedischen Hauptstadt Stockholm gestorben. Der Täter war ein 28- jähriger Schwede irakischer Abstammung. Der Mann hatte seine Tat unter anderem mit einer Mohammed-Karikatur des schwedischen Zeichners Lars Vilks sowie Schwedens Teilnahme am Afghanistan-Krieg begründet.

Die Verdächtigen gehörten radikalislamistischen Kreisen an, sagte Scharf. Die Polizei fand in Verbindung mit den Festnahmen in den Kopenhagener Vororten Herlev und Greve unter anderem eine Maschinenpistole mit Schalldämpfer, Munition und Kabelbinder, die zum Fesseln von Händen benutzt werden können. Wie Scharf weiter mitteilte sollte "der Angriff nach unseren Erkenntnissen in den nächsten Tagen durchgeführt werden“. Die Polizei in Kopenhagen nahm einen 44-jährigen Tunesier, einen 29 Jahre alten Schweden libanesischer Herkunft sowie einen 30- jährigen Schweden zunächst noch unbekannter Herkunft fest. Sie waren erst in der Nacht zuvor mit einem Mietwagen aus Schweden über den Öresund nach Kopenhagen eingereist. Ein ebenfalls gefasster 26-jähriger irakischer Asylbewerber, der zur Gruppe gehört, hatte als einziger einen Wohnort in Dänemark.

Wie die dänsiche Nachrichtenagentur Ritzau mitteilte, wurde zudem in Stockholm ein 37-jähriger Schwede tunesischer Abstammung festgenommen. Seine Rolle und die Hintergründe für die Festnahme blieben zunächst unklar. (abendblatt.de/dpa)