Die Präsidentenwahl sollte das westafrikanische Land nach dem Bürgerkrieg 2003 zur Normalität zurückführen. Stattdessen droht neue Gewalt.

Nairobi/Abidjan. Die Menschen in der Elfenbeinküste hatten lange gewartet, und ihre Erwartungen waren hoch: Die Wahl eines neuen Präsidenten sollte das Land nach dem vor sieben Jahren beendeten Bürgerkrieg einen. Für den weltweit größten Kakaoproduzenten, lange eine der stärksten Volkswirtschaften Westafrikas, sollte nach Jahren des Chaos wieder eine Zukunft in Frieden und Wohlstand anbrechen. Der Wandel galt als überfällig, war die reguläre Amtszeit von Präsident Laurent Gbagbo doch schon 2005 abgelaufen. Gegner warfen ihm vor, er habe sich mit der Verschleppung des sechs Mal verschobenen Wahltermins eine Amtsperiode erschlichen. Nun sieht es nicht so aus, als wolle Gbagbo den Präsidentenpalast räumen, obwohl die Wahlleitung den Oppositionskandidaten Alassane Ouattara zum Wahlsieger erklärt hat.

Der Wirtschaftsexperte Ouattara hat vor allem in den ehemaligen Rebellengebieten im Norden Unterstützung. Gbagbos Anhänger sprachen schon vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses von Stimmenfälschung im Norden. Das Verfassungsgericht, das von einem Vertrauten Gbagbos geleitet wird, focht den Wahlsieg Ouattaras unverzüglich an. Da die Wahlkommission den von der Verfassung gesetzten Termin zur Bekanntgabe des Wahlergebnisses verstreichen ließ, könne sie nun nicht rechtsgültig einen Sieger bestimmen, hieß es. Unerwähnt blieb, dass es Anhänger Gbagbos waren, die mit Tumulten eine Stellungnahme der Wahlkommission verhindert hatten. Die International Crisis Group sieht in Elfenbeinküste die Gefahr „ernsthafter Unruhen“.

Mindestens acht Menschen kamen bei politisch motivierter Gewalt in den vergangenen Tagen ums Leben, allesamt Anhänger Ouattaras. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht von etwa einem Dutzend Menschen, die nach einem Überfall auf ein Büro Ouattaras von Sicherheitskräften verschleppt worden sein. Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt. Das rechtliche Tauziehen dürfte andauern. Seit der Nacht zum Freitag mischt auch das Militär beim Machtpoker mit: Alle Grenzen wurden geschlossen, der Empfang internationaler Fernsehsender unterbrochen. Während Regierungszeitungen wie „Notre Voie“ weiter von Wahlbetrug im Norden und Unregelmäßigkeiten bei der Wahlkommission berichten, sind die Webseiten anderer Medien unzugänglich. Sie werden angeblich gerade alle überarbeitet.

Trotz dieser düsteren Vorzeichen hat die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas die Hoffnung auf eine friedliche Einigung noch nicht aufgegeben. „Das ist jetzt nicht die Zeit, um auf Eigeninteressen zu beharren“, betonte ein Ecowas-Sprecher in einem Rundfunkinterview. Ecowas-Präsident Victor Gbeho versuche, die Kontrahenten zusammenzubringen und sicherzustellen, „dass die Dinge nicht außer Kontrolle geraten“.