Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche rückt Papst Benedikt XVI. vom absoluten Verbot von Kondomen ab. Im Kampf gegen Aids sei der Gebrauch gerechtfertigt.

Rom. Die katholische Kirche steht vor einer kleinen Revolution. Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Benedikt XVI., ist zum ersten Mal vom strengen Verbot von Kondomen abgerückt. In manchen Fällen, so Papst Benedikt XVI., in seinem neuen Buch, könne die Benutzung von Präservativen gerechtfertigt sein. Dies gehe aus Auszügen her, die eine Vatikanzeitung am Sonnabend veröffentlichte. Als Beispiel für akzeptable Ausnahmefälle führt Benedikt männliche Prostituierte an, die die Ausbreitung von HIV verhindern wollten.

Der Papst sagte weiter, dass die Verwendung von Kondomen natürlich keine wirklich und moralische Lösung sei. Der Gebrauch durch Prostituierte sei jedoch "ein erster Schritt zu einer Moralisierung“ und könne helfen ein Bewusstsein zu entwickeln, "dass nicht alles gestattet ist und man nicht alles tun kann, was man will.“ Benedikt betonte im Buch auch an anderen Stellen die bisherige ablehnende Haltung der Kirche zu Verhütung und Abtreibung. So stellte er die Frage, wie viele Kinder getötet worden seien, die eines Tages vielleicht Genies geworden wären oder ein neuer Mozart. Der einzig sichere Weg, eine HIV-Infektion zu vermeiden, seien Abstinenz und eheliche Treue.

Die Aussagen des Papstes sind Bestandteil des neuen Interview-Buchs des deutschen Journalisten Peter Seewald. Das Werk wird kommende Woche unter dem Titel „Licht der Welt: Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit“ erscheinen.

Mehrheitlich begrüßt wurde die Entscheidung des Papstes auf den Philippinen. "Wenn ein Kondom als Verhütungsmittel verwendet wird, wird das sicherlich von der Kirche verurteilt“, erklärte Deogracias Yniguez von der Katholischen Bischofskonferenz dort. "Aber wenn es verwendet wird, um eine Krankheit zu vermeiden, dann kann die Kirche eine andere Haltung einnehmen.“ Der Missionar Shay Cullen lobte die Lockerung des Verbots, die Leben retten werde. „Wir sehen einen aufgeklärten Papst, der seiner Sorge um das menschliche Leben Priorität einräumt.“