Der SPD-Fraktionschef Steinmeier spendet seiner Frau eine Niere. Noch diese Woche soll die Operation sein. Poß vertritt den 54-Jährigen.

Berlin. SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier (54) wird sich vorübergehend aus der Politik zurückziehen. Wie Steinmeier in Berlin mitteilte, wird er seiner erkrankten Frau Elke Büdenbender eine Niere spenden. Bei seiner Frau sei eine fortgeschrittene Nierenschädigung festgestellt worden, ihr gesundheitlicher Zustand habe sich in den vergangenen Wochen akut zugespitzt. Wegen der langen Wartezeiten für Spendernieren habe sich die Familie zu einer Lebendspende entschieden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat SPD-Fraktionschef am Telefon Kraft und Zuversicht für die kommende schwere Zeit gewünscht. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin mit. Die Kanzlerin sei durch die Nachricht von der schweren Erkrankung traurig und besorgt, sagte Seibert. Sie sei in dieser sicherlich schwierigen Zeit mit ihren Gedanken beim Ehepaar Steinmeier.

Steinmeier will sich nach eigenen Angaben noch in ärztliche Obhut begeben. Die Operation für die Verpflanzung der Niere solle im Laufe dieser Woche stattfinden. Er gehe davon aus, dass er im Verlauf des Oktobers wieder seine Arbeit aufnehmen werde, sagte Steinmeier. Er habe den dienstältesten SPD-Abgeordneten Joachim Poß gebeten, seine Geschäfte als Fraktionsvorsitzender in dieser Zeit zu übernehmen. Der ehemalige Außenminister hatte den Posten des Fraktionschefs nach der Bundestagswahl im vergangenen September übernommen. Die Führungen von Fraktion und Partei habe er von seinem Entschluss unterrichtet. Auch der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel sei informiert.

Steinmeier und Büdenbender sind seit 1995 verheiratet und haben eine gemeinsame Tochter, die im Frühjahr 1996 geboren wurde. Kennengelernt haben sich beide 1988 an der Universität in Gießen, wie Steinmeier auf seiner Internet-Seite mitteilt. Büdenbender ist Richterin am Berliner Verwaltungsgericht mit dem Fachgebiet Sozialrecht.

„Elke hatte nach einer Ausbildung zur Industriekauffrau ihr Abitur auf dem Kolleg nachgeholt und sich durchgebissen bis zum Studium“, schreibt Steinmeier auf seiner Webseite. „Zusammen gingen wir nach Hannover, wo sie ihr Referendariat begann.“ Ironischerweise sei seine Frau dann sogar früher als er in Berührung mit der Außenpolitik gekommen. „Als Referendarin absolvierte sie ein Praktikum bei der Deutschen Botschaft in Washington und wurde rasch zur Expertin für amerikanische Innenpolitik – mit kritischem Blick auf die sozialen Defizite der US-Gesellschaft“.

Auf der Homepage betont Steinmeier ausdrücklich seine Familienbindung. „Meine Mitarbeiter wissen schon, dass ich alles versuche, um wenigstens einmal in der Woche bei meiner Familie zu sein. Dann gehe ich oft mit meiner Tochter ins Kino“.

2007 war es zuletzt einer prominenter Politiker, der sich aus der Politik zurückzog, um seiner kranken Frau zu helfen. 2007 war es der damalige Vizekanzler und Arbeitsminister Franz Münefering (SPD) , der aus Sorge um seine kranke Frau und nach einer Serie politischer Niederlagen überraschend den Rückzug von seinen politischen Spitzenämtern angekündigt hatte. Der Grund für seinen Schritt sei "rein familiär und persönlich", betonte der 67-Jährige damals.

Nachfolger im Ministeramt wurde der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, der Hamburger Olaf Scholz. Den Posten des Vizekanzlers übernahm der damalige SPD-Parteivize und Außenminister Frank-Walter Steinmeier

Münteferings Frau Ankepetra litt seit Langem an Krebs. Sie hatte seit 2001 fünf Operationen über sich ergehen lassen müssen. "Es wird eine lange Phase der Reha geben, und ich möchte dabei sein", sagte Müntefering damals. Es lasse sich nicht vereinbaren, gleichzeitig bei der Ehefrau zu sein und ein Ministerium zu leiten. Ersteres sei jetzt seine wichtigste Aufgabe. Die Frau des früheren SPD-Vorsitzenden starb 2008. Müntefering war bis zum Schluss an der Seite seiner Frau.