Auch nach dem Sturz von Präsident Bakijew kommt Kirgistan nicht zur Ruhe: Bei neuen Ausschreitungen sind mindestens fünf Menschen getötet worden.

Bischkek. Nach dem Rücktritt des autoritären kirgisischen Präsidenten Kurmanbek Bakijew ist es in dem zentralasiatischen Land erneut zu blutigen Unruhen gekommen. Mindestens fünf Menschen wurden getötet und 30 weitere verletzt. Hunderte mit Stöcken und Metallstangen bewaffnete Männer wüteten am Montag in der Ortschaft Majewka nahe der Hauptstadt Bischkek und setzten mehrere Häuser in Brand. Nach Angaben des Innenministeriums wurden Dutzende Personen festgenommen. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten Ackerland beschlagnahmen wollen. Die nach dem Sturz des autoritären Präsidenten Kurmanbek Bakijew eingesetzte Regierung kündigte ein hartes Vorgehen gegen Randalierer an.

Auch nach dem Machtwechsel in Bischkek gilt die Lage als instabil. Bakijews Anhänger versuchten weiter, Gewalt und Chaos zu verbreiten, sagte der Vize-Chef der Übergangsregierung, Temir Sarijew. Interims-Regierungschefin Rosa Otunbajewa betonte, dass „alles unter Kontrolle“ sei. Dagegen warnte die Menschenrechtlerin Tolekan Ismailowa vor einem Kollaps der neuen Führung. Oft würden bis zu dreimal am Tag Posten neu besetzt. Im Mittelpunkt stünden nur Befindlichkeiten, aber nicht die Professionalität der Politiker, sagte sie der Agentur 24.kg. Besonders groß seien auch soziale Spannungen unter den mehr als 80 Minderheiten des Landes.

Die verarmte Ex-Sowjetrepublik kommt seit dem blutigen Volksaufstand von Anfang April mit 85 Toten und mehr als 1600 Verletzten nicht zur Ruhe. Otunbajewas Regierung ist von den USA und Russland anerkannt. Die internationale Gemeinschaft hat Kirgistan Hilfe zugesichert. Der gestürzte Bakijew hatte das Land am Donnerstag vor einer Woche verlassen und war zunächst nach Kasachstan geflohen. Doch auch Kasachstan verließ er bereits wieder. Sein momentaner Aufenthaltsort ist unbekannt. Als mögliche Ziele kommen Weißrussland oder die Vereinigten Arabischen Emirate in Frage. Der autoritär regierende Präsident Weißrusslands, Alexander Lukaschenko, hatte Bakijew am Sonntag Zuflucht angeboten. In den Emiraten soll Bakijew über einigen Besitz verfügten.