Die Attentäterinnen, die ein Blutbad in Moskaus U-Bahn angerichtet haben, sind identifiziert. Russland sucht nun ihre Helfer. Erste Spuren gibt es bereits.

Moskau/Washington. Es war ein blutiger Montag für Moskau: Bei einem Doppelanschlag auf die U-Bahn wurden mindestens 38 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. Während die Bevölkerung um die Toten trauert, fahnden die russischen Behörden nach den Drahtziehern der Tat.

Russlands Präsident Dmitri Medwedew drohte den Drahtziehern mit Vernichtung. „Wir werden sie alle finden und zerstören“, sagte Medwedew am Montag bei der Besichtigung des U-Bahnhofs Lubjanka, in dem sich die erste der beiden Bombenexplosionen ereignet hatte. Die Täter seien „einfach Bestien“, fügte Medwedew hinzu. Zurzeit konzentrieren sich die Ermittlungen auf Rebellen aus dem Nordkaukasus. Russlands Außenminister Sergej Lawrow schloss allerdings auch eine Beteiligung des Terrornetzwerks al-Qaida nicht aus.

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Schon festgestellt habe der Geheimdienst FSB mittlerweile die Identität der beiden Selbstmordattentäterinnen, die sich am Montagmorgen im Berufsverkehr in den U-Bahn-Stationen Lubjanka und Park Kultury in die Luft gesprengt hatten, meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax. Außerdem seien mit Hilfe von Überwachungskameras zwei mutmaßliche Helferinnen identifiziert worden, die die Täterinnen begleitet haben sollen. Die Frauen und ein möglicher dritten Helfer würden gesucht.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. FSB-Chef Alexander Bortnikow machte Rebellen aus den Konfliktgebieten im Nordkaukasus verantwortlich, in denen die russische Regierung hart gegen Separatisten vorgeht. Nach Einschätzung des auf die Beobachtung islamistischer Webseiten spezialisierten US-Unternehmens IntelCenter deutet vieles darauf hin, dass die Gruppierung Kaukasus-Emirat des tschetschenischen Rebellenchefs Doku Umarow hinter dem Doppelanschlag steckt. Umarow will im Nordkaukasus einen islamischen Staat errichten.

Lawrow brachte auch eine Verbindung der Täter zu islamistischen Terroristen aus dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ins Spiel. Dort würden mehrere Anschläge geplant, die dann nicht nur in Afghanistan sondern auch in anderen Ländern ausgeführt würden, sagte Lawrow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. „Manchmal reichen diese Planungen bis in den russischen Kaukasus.“ Die unzugängliche Bergregion zwischen Afghanistan und Pakistan gilt als bedeutenstes Rückzugsgebiet islamistischer Terroristen. Geheimdienste vermuten hier auch al-Qaida-Führer, Osama bin Laden.

Die Außenminister der G-8-Staaten verurteilten die Selbstmordanschläge von Moskau scharf. Zum Auftakt ihres zweitägigen Treffens im kanadischen Gatineau prangerten die Chefdiplomaten der sieben führenden Industriestaaten und Russlands am Montag die „feigen Attentate“ an. Zugleich riefen sie dazu auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Außerdem kündigte die Ministerrunde eine weitere Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus an.

US-Präsident Barack Obama bot seinem russischen Kollegen Medwedew telefonisch die Zusammenarbeit beim Vorgehen gegen die Drahtzieher an. Obama habe in dem Telefonat die Bereitschaft der USA bekundet, „mit Russland zusammenzuarbeiten, um die Verantwortlichen für diese Taten zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte sein Büro in Washington. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, die Terroristen seien der „gemeinsame Feind“ aller Länder.

Der Moskauer Bürgermeister Juri Luschkow ordnete für Dienstag einen Trauertag in der Millionenmetropole an. Die russische Hauptstadt ist seit den 90er Jahren immer wieder von tödlichen Anschlägen erschüttert worden.