EU-Währungskommissar Olli Rehn wird sich mit der griechischen Regierung und mit Notenbankchef Georgios Provopoulos treffen.

Hamburg. EU-Währungskommissar Olli Rehn sucht am Montag in Athen nach einer Entschärfung der Finanzkrise Griechenlands. Nach Angaben der EU-Kommission vom Samstag in Brüssel wird er dort Gespräche mit der Regierung und mit Notenbankchef Georgios Provopoulos führen. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) warnte erneut davor, im Fall Griechenland und den Euro- Folgen Panik zu schüren. Die Bundesregierung bereitet sich einem Zeitungsbericht zufolge auf eine mögliche Rettungsaktion für das hochverschuldete Land vor. Am nächsten Freitag kommt Griechenlands Giorgos Papandreou nach Berlin.

Nach Informationen des „Handelsblatts“ aus Regierungskreisen will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) eine entsprechende Risikovorsorge für eine eventuell notwendige Griechenlandhilfe im Bundeshaushalt vornehmen. Das Finanzministerium hat sich bisher zurückhaltend zu einer möglichen Notfallplanung geäußert. In der kommenden Woche solle in den Schlussberatungen zum Etat 2010 die Risikovorsorge nachträglich berücksichtigt werden, hieß es laut „Handelsblatt“ in Regierungskreisen. Das Ministerium nahm dazu keine Stellung. In der EU laufen derweil intensive Gespräche darüber, wie das Land vor einem Staatsbankrott bewahrt werden kann. Währungskommissar Rehn wird am Montag er mit Athens Vize-Ministerpräsident Theodoros Pangalos und Finanzminister George Papaconstantinou reden. Er hat auch ein Treffen mit der Notenbank und wird danach die Presse informieren. Rehn hatte erst am Donnerstag gesagt, die EU plane keine Finanzhilfen für den Euro-Staat, weil Griechenland nicht darum gebeten habe. Zugleich hatte er jedoch auf einen Beschluss der EU- Staats- und Regierungschefs verwiesen, wonach Griechenland imNotfall mit der Hilfe der anderen Eurostaaten rechnen könne.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann war am Freitag überraschend in Griechenland eingetroffen und hat dort laut Medienberichten mit Papandreou und Experten der griechischen Banken gesprochen. Im Mittelpunkt habe dabei gestanden, wie Griechenland Kredite zu „vernünftigen“ Zinsen aufnehmen kann. Inzwischen muss Griechenland bei der Ausgabe neuer Anleihen im Vergleich zu Deutschland als Risikoaufschlag rund doppelt bis drei Mal so hohe Zinsen versprechen. Für Griechenland wird es immer schwieriger Investoren zu gewinnen.

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) rief zu mehr Sachlichkeit in der Debatte über die Stabilität des Euro auf. Es drohe kein Auseinanderbrechen der Eurozone. Die Bedrohungsszenarien, die derzeit skizziert würden, „gehen an der Wirklichkeit vorbei“, sagte Hauptgeschäftsführer Manfred Weber der „Rheinpfalz am Sonntag“. Die Regierung in Athen muss in den nächsten drei Jahren die maroden Staatsfinanzen in Ordnung bringen. Das Land hatte in den vergangenen zehn Jahren das wahre Ausmaß seiner Schulden und Defizite verschleiert und damit 2001 den Beitritt zur Euro-Zone erreicht. Das tatsächliche Haushaltsloch beträgt derzeit knapp 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), erlaubt sind maximal 3 Prozent. Griechenland hat mehr als 300 Milliarden Euro Schulden. Mit einem harschen Sparplan will die Regierung die drohende Zahlungsunfähigkeit des Landes abwenden.