Die Auseinandersetzung geht nach der Präsidenten-Stichwahl in eine neue Runde. Timoschenko müsse „ihre Demission vorbereiten“.

Kiew,. Nach der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Ukraine hat der pro-russische Kandidat Viktor Janukowitsch die amtierende Regierungschefin Julia Timoschenko zum Rücktritt aufgefordert. Timoschenko müsse „ihre Demission vorbereiten“, sagte Janukowitsch, der laut Nachwahlbefragungen die Wahl offenbar gewann, am Sonntagabend in Kiew. In der Geschichte der Ukraine werde „eine neue Seite aufgeschlagen“.

Der bisherige Oppositionspolitiker Janukowitsch kündigte an, er werde sich um eine „neue Mehrheit im Parlament“ bemühen. Timoschenko wisse, dass ihr die Aufforderung zum Rücktritt bevorstehe. Die Ministerpräsidentin zweifelte den Wahlsieg Janukowitschs an. „Solange nicht alle Stimmzettel ausgezählt sind, ist es unmöglich, von irgendeinem Ergebnis zu sprechen“, sagte die Ministerpräsidentin. Ihr Vertrauter, Vize-Ministerpräsident Olexander Turschinow, sprach von „massiven Fälschungen“ bei der Wahl.

Janukowitsch und Timoschenko hatten sich einen Wahlkampf mit heftigen persönlichen Angriffen geliefert. Die Rivalitäten an der Spitze des Staates halten seit Jahren an. Der Sieg der Präsidentschaftswahl des Jahres 2004, Viktor Juschtschenko, fiel im ersten Durchgang der nun Wahl im Januar, auf einen Stimmenanteil von gut fünf Prozent zurück. Timoschenko hatte sich für einen Beitritt der Ukraine zur NATO und zur Europäischen Union eingesetzt, konnte aber keine entscheidenden Fortschritte vorweisen. Die Wirtschaftskraft der Ukraine sank im vergangenen Jahr um 15 Prozent.

Janukowitsch erklärte sich in einer Fernsehansprache zum Sieger des Wahlgangs. Er werde versuchen, das Vertrauen der Anhänger Timoschenkos zu gewinnen, kündigte Janukowitsch an. Alle Bürger der Ukraine sollten sich „in einem stabilen Land wohl fühlen“. Janukowitsch lag in drei verschiedenen Nachwahlbefragungen um drei bis fünf Prozentpunkte vor Timoschenko. Nach Befragungen des Instituts GfK Ukraine erhielt Janukowitsch 49,8 Prozent der Stimmen, Timoschenko kam auf 45,2 Prozent. Der gleichen Umfrage zufolge gaben fünf Prozent auf den Stimmzetteln an, für keinen der beiden Kandidaten stimmen zu wollen – eine Option, die das Wahlgesetz vorsieht.

Ex-Ministerpräsident Janukowitsch hatte den ersten Wahlgang vor drei Wochen mit 35 Prozent der Stimmen für sich entschieden. Timoschenko erhielt zehn Prozent weniger. Der scheidende Amtsinhaber Viktor Juschtschenko sagte bei der Stimmabgabe, die Ukraine werde sich für das Ergebnis „schämen“ müssen, wer auch immer gewinne. Janukowitsch meldete für Montag eine Demonstration mit 50.000 Menschen vor dem Sitz der Zentralen Wahlkommission in Kiew an.