Der Jemen gilt als Rückzugsort für al-Qaida. Außenminister Westerwelle ist dort hingereist, um mit Präsident Saleh über den Anti-Terror-Kampf zu reden.

Sanaa. Bis zuletzt war sein Besuch aus Sicherheitsgründen geheim gehalten worden, doch jetzt ist Bundesaußenminister Guido Westerwelle zu einem spontanen Besuch in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa eingetroffen. Dort trifft er sich mit Präsident Ali Abdullah Saleh, um sich mit ihm über den Kampf gegen den Terrorismus zu beraten.

Die Situation im Jemen spielte schon zuvor bei Westerwelles Reise durch die Golfstaaten eine zentrale Rolle. In Saudi-Arabien hatte der Außenminister am Samstag bereits vor einem Abdriften des Jemen in Richtung Terrorismus gewarnt. „Wir haben ein großes Interesse an einem stabilen Jemen, der kein Rückzugsgebiet für Terroristen wird“, sagte Westerwelle.

Nach dem vereitelten Flugzeuganschlag von Detroit ist das Land verstärkt in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt. So soll der mutmaßliche Attentäter dort ausgebildet worden sein soll. Angesichts einer schwachen Regierung in der Hauptstadt Sanaa nutzen islamische Extremisten das Land zunehmend als Basis. Experten gehen davon aus, dass sich mehrere hundert al-Qaida-Kämpfer im Jemen verschanzt halten.

Bei Westerwelles Besuch geht es auch um die Entführung einer fünfköpfigen Familie aus Sachsen gehen. Der Jemen hat nach Auskunft von Saleh neue Informationen über den Aufenthaltsort der vor einem halben Jahr entführten deutschen Familie. „Wenn dem so sein sollte, ist das eine hoffnungsvolle Nachricht“, sagte der Minister

Das Ehepaar und seine drei kleinen Kinder waren im Juni zusammen mit einem Briten sowie zwei Bibelschülerinnen aus Niedersachsen und einer Südkoreanerin entführt worden. Die drei Frauen wurden ermordet, der Brite und die Familie aus Sachsen werden weiter vermisst. Die jemenitische Regierung hat al-Qaida für den Tod der beiden deutschen Bibelschülerinnen verantwortlich gemacht.

Westerwelle (FDP) dankte nun der deutschen Botschaft für ihren Einsatz im Ringen um die Freilassung der entführten Familie aus Sachsen. Die Botschaftsmitarbeiter würden alles tun, um das „unerträgliche Schicksal“ der vor einem halben Jahr verschleppten Geiseln „zu einem guten Ende“ zu bringen, sagte Westerwelle in der deutschen Botschaft in der Hauptstadt Sanaa, wie aus Teilnehmerkreisen verlautete. Den Angestellten dankte er demnach für ihr „großes Engagement und ihren loyalen Einsatz unter schwierigen Bedingungen“. Mit seinem Besuch wolle er seine „persönliche Anerkennung und Unterstützung“ zum Ausdruck bringen.