15 Demonstranten sollen bei den Unruhen im Iran getötet worden sein. Gewaltsame Zwischenfälle gab es nicht nur in Teheran.

Teheran. Die Gewalt im Iran fordert immer mehr Menschenleben: Bei den Massenprotesten in Teheran vom Sonntag sind nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens mehr als 15 Menschen getötet worden. Unter Berufung auf das Geheimdienstministerium meldete das Fernsehen am Montag, fünf der Toten seien „von Terrorgruppen“ getötet worden. „Mehr als zehn“ hätten „antirevolutionären Gruppen“ angehört.

Unter den Toten ist nach Angaben der Website von Oppositionsführer Mir Hossein Mussawi, Kaleme.ir, auch einer von dessen Neffen. Gewaltsame Zwischenfälle bei Demonstrationen wurden auch aus den Städten Isfahan, Schiras und Nadschafabad gemeldet.

Mit Sprechchören wie „Tod dem Diktator“ gingen in Teheran mehrere tausend Anhänger der Oppositionsbewegung auf die Straße. Auf der Enghelab-Straße gaben die staatlichen Einsatzkräfte zunächst Warnschüsse in die Luft ab und gingen mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Menschenmenge vor. Schließlich hätten sie direkt auf Demonstranten geschossen, berichteten Augenzeugen und die dem Reformlager nahestehende Website Rah-e-Sabs.

Ali Mussawi sei später im Krankenhaus seinen Schusswunden erlegen, erklärte ein Berater von dessen Onkel. Diese Nachricht war auch einer Webseite der Reformbewegung zu entnehmen. In einem Amateurvideo war zudem zu sehen, wie eines der Todesopfer, ein älterer Mann mit blutüberströmten Gesicht, von Oppositionsanhängern weggetragen wurde. Aufgebrachten Demonstranten riefen: „Ich werde die Täter umbringen, die meinen Bruder getötet haben.“ Sie warfen Steine auf die Einsatzkräfte und setzten Dutzende Motorräder in Brand, wie sie von den Bassidsch-Milizionären eingesetzt werden.

Journalisten internationaler Nachrichtenmedien war es verwehrt, über die Kundgebung zu berichten. Wie in der Vergangenheit bei ähnlichen Zusammenstößen wurde das Mobilfunknetz abgeschaltet, Internetleitungen waren gedrosselt. Deutlich sichtbar war jedoch, dass über dem Zentrum von Teheran zeitweise schwarze Rauchwolken aufstiegen. Sirenen von Rettungswagen waren zu hören, Polizeihubschrauber kreisten über den Straßen.