Kremlchef Putin hat das Kabinett seines politischen Ziehsohns Medwedew ernannt und ihm mit vielen eigenen Vertrauten den Stempel aufgedrückt.

Moskau. Neue Regierung, aber viele bekannte Gesichter: Kremlchef Wladimir Putin hat zwei Wochen nach Amtsantritt das neue Kabinett unter Ministerpräsident Dmitri Medwedew ernannt. Viele Schlüsselposten sind weiter mit engen Vertrauten Putins besetzt. Experten kritisierten, es handele sich nicht um ein Reform-Kabinett.

Außenminister Sergej Lawrow und Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow behielten wie einige andere Ressortchefs die Schlüsselposten, die sie bereits unter Regierungschef Putin innehatten. Dagegen musste der bisherige Vize-Premier Igor Setschin als einer der wenigen Putin-nahen Minister am Montag seinen Hut nehmen. Putin und Medwedew hatten vor zwei Wochen in einer umstrittenen „Rochade am Roten Platz“ ihre Ämter getauscht.

„Diese Technokraten-Regierung wird kaum die schwere Aufgabe der Modernisierung Russlands schaffen“, kritisierte der angesehene Ex-Finanzminister Alexej Kudrin nach Angaben der Agentur Interfax. Medwedew hatte in den vergangenen vier Jahren als Präsident immer wieder angekündigt, die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von Öl- und Gasexporten reduzieren zu wollen.

Zwar übernimmt Medwedews Vertrauter Arkadi Dworkowitsch einen einflussreichen Posten als Vize-Regierungschef. Allerdings gehörten von den sieben stellvertretenden Ministerpräsidenten bereits fünf der bisher von Putin geführten Regierung an. Vize-Regierungschef für Finanzen bleibt Igor Schuwalow. Auch Finanzminister Anton Siluanow behält sein Amt. „Putin hat mit der Durchsetzung seiner Gefolgsleute im neuen Kabinett aber seinem Konzept der staatlichen Lenkung Nachdruck verliehen“, sagte der Politologe Gleb Pawlowski.

Nachfolger des wegen zahlreicher Polizeiskandale umstrittenen Innenministers Raschid Nurgalijew wird der bisherige Moskauer Polizeichef Wladimir Kolokolzew. Neu ist das Ressort des Ministers für die Entwicklung des Fernen Ostens des Landes.

Zwei Jahre vor den Olympischen Winterspielen im Schwarzmeerkurort Sotschi 2014 soll sich die neue Regierung auch verstärkt um die Vorbereitung auf das sportliche Großereignis kümmern. Experten hatten immer wieder Verzögerungen und eine Kostenexplosion beklagt.