Hamburg. Geplante Erhöhung ab Dezember sorgt für scharfe Kritik. Rot-Grün verteidigt Maßnahme und betont Investitionen.

Rund zwei Prozent teurere Bahn- und Bustickets in Hamburg – ein notwendiges Übel oder eine zu große Belastung der Passagiere? Die geplante Preiserhöhung im HVV ruft ein gespaltenes Echo hervor. Laut dem Verkehrsverbund und den Regierungsfraktionen im Rathaus fällt der Anstieg noch vergleichsweise moderat aus, wenn man gestiegene Kosten und Investitionen berücksichtigt – die Opposition überzieht den Senat dagegen mit Kritik und spricht von einem politischen Eigentor.

Nach dem Willen des HVV sollen vor allem Abonnenten stärker zur Kasse gebeten werden. Die Jahreskarte für die Ringe A und B (früher Großbereich) soll pro Monat statt 89,50 Euro künftig 91,40 Euro kosten. Wer das Profi-Ticket derzeit noch für 68,20 Euro nutzt, soll monatlich 1,60 Euro mehr zahlen. Auch die Einzelfahrkarte (Ringe A und B) soll nach den Plänen der HVV um zehn Cent teurer werden und ab Mitte Dezember 3,40 Euro kosten. Eine Ganztageskarte für denselben Bereich soll sogar um 20 Cent teurer werden und acht Euro kosten.

Die Reaktionen darauf fallen scharf aus. Laut dem verkehrspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Dennis Thering, ist die Erhöhung kontraproduktiv für den Umstieg auf Busse und Bahnen – „gleichzeitig versinkt die Hansestadt im Stau“, sagte Thering. Der FDP-Verkehrspolitiker Ewald Auke sagte: „Jedes Jahr erhöht der HVV seine Preise weiter kräftig, meist sogar über dem Inflationssatz. Gleichzeitig kann das Angebot mit den wachsenden Anforderungen an Kapazität oder Minutentakt kaum mithalten.“ Der AfD-Abgeordnete Detlef Ehlebracht sprach davon, dass der HVV immer mehr an Attraktivität verlöre – die Preiserhöhungen bekämen insbesondere Geringverdiener wie Azubis zu spüren.

Gestiegene Ausgaben auffangen

Die Linke-Verkehrsexpertin Heike Sudmann wies darauf hin, dass Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erst im Juni erklärt hatte, dass sich die Preissteigerungen im HVV künftig nur noch im Bereich der Inflationsrate bewegen sollte – diese soll nach Prognosen mit 1,3 Prozent aber in diesem Jahr deutlich unter der nun avisierten Preiserhöhung von 2,2 Prozent liegen. „Es wäre schon erstaunlich, wenn der Bürgermeister zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst hätte, wie hoch der HVV die Preise wirklich setzen will“, sagte Sudmann.

Seitens der Regierungsfraktionen relativierte man die Aussage des Bürgermeisters gestern. „Die SPD will eine Preisbremse bei den HVV-Tarifen und den Kostenanstieg auf den Inflationsausgleich begrenzen“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Ole Thorben Buschhüter. „Relevant sind hierbei allerdings die Kosten der Verkehrsunternehmen, für die Strom- und Dieselpreise und die Lohnkosten stärker ins Gewicht fallen als bei der allgemeinen Kostensteigerung“. Nach Angaben des HVV wären eigentlich um drei Prozent höhere Ticketpreise nötig, um gestiegene Ausgaben aufzufangen. „Insofern zeigt die SPD-Forderung hier auf jeden Fall Wirkung“, meint Buschhüter.

Ticketpreise in Hamburg sind teils bereits besonders hoch

Der Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sprach beim Kurznachrichtendienst Twitter von einer „moderaten und gut vertretbaren“ Anhebung der Fahrpreise. „Auch wenn noch manches zu verbessern ist: Der Hamburger Nahverkehr ist von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen sein Geld wert!“, schrieb Dressel. Bei Kurz- und Nahstrecken sowie der Kinderkarte blieben die Preise, wie sie bislang sind.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Martin Bill, betonte die Vielfalt an Maßnahmen, mit dem man den Nahverkehr in Hamburg ausbaue. „Wer den ÖPNV fördern will, muss attraktive Angebote machen“, so Bill. „Deshalb haben wir die Angebotsoffensiven eins und zwei gestartet – für deutliche Taktverdichtungen, neue und längere Züge und Busse sowie mehr Komfort.“ Dies finanziere die Stadt jährlich mit einem Millionenbetrag in zweistelliger Höhe.

Anstieg fast immer über der Inflationsrate

Bereits vor der nun angestrebten Preiserhöhung zum 15. Dezember liegen die Ticketpreise des HVV im Bundesvergleich auf einem sehr hohen Niveau. Laut einer Auswertung des ADAC ist das Monatsticket das teuerste im Städtevergleich. Eine Abo-Jahreskarte schlage mit 1074 Euro zu Buche – also rund 300 Euro mehr als in München und Berlin.

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Die Grafik zeigt, dass der Anstieg der Fahrpreise in Hamburg in den vergangenen zehn Jahren fast immer über der Inflationsrate lag. In diesen Jahren wuchs auch die Zahl der Fahrgäste häufig um bis zu drei Prozent. Dieser Anstieg hat sich jetzt deutlich verlangsamt. 2018 lag das Fahrgast-Plus nur noch bei 0,5 Prozent.

Die nun vom HVV angestrebte Erhöhung für die knapp 200 Einzeltarife könnte jedoch noch modifiziert werden. Der SPD-Abgeordnete Buschhüter kündigte an, im Verkehrsausschuss der Bürgerschaft genau prüfen zu wollen, ob die Erhöhung in dieser Höhe gerechtfertigt sei. In der Vergangenheit hatte es dort allerdings nur sehr selten Korrekturen geben.