München. Kühle Temperaturen draußen, heiße Stimmung drinnen: Nasskalt und dennoch mit großer Feierlaune hat das Münchner Oktoberfest begonnen.

Zuerst floss Regen, dann – wenig überraschend – Bier in Strömen: Feucht-fröhlich hat am Wochenende das Münchner Oktoberfest begonnen. Bunte Schirme unter grauem Himmel prägten zeitweise das Bild, dazwischen Lichtblicke mit Sonnenstrahlen. In den Zelten feierten die Gäste ausgelassen und entspannt.

Terror-Sorgen blieben außen vor. Immerhin ist die Theresienwiese für die nächsten zwei Wochen mit Hunderten Polizeibeamten und weit über 1000 Security-Mitarbeitern einer der bestbewachten Orte der Welt.

Mehr Besucher trotz Regenwetters

Die Kontrollen, das Rucksackverbot und der Zaun rund ums Festgelände hielten die Gäste nicht ab: Rund 600.000 Besucher und damit 100.000 mehr als im Vorjahr kamen am ersten Wochenende nach Schätzungen der Festleitung zum größten Volksfest der Welt. „Die Liebe zur Wiesn kehrt zurück“, sagte Festleiter und Bürgermeister Josef Schmid (CSU).

Hatten manche den Trachtentrend schon im Abklingen gesehen, so wurden sie am Samstag und Sonntag eines Besseren belehrt: Lederhose und Dirndl, letztere sogar in seriös-hochgeschlossenen Varianten, dominierten die Oktoberfest-Mode. Kombiniert wird häufiger als früher mit traditionellen Haferlschuhen – und immer wieder mit weißen Turnschuhen.

„Ozapft is“ – Oktoberfest eröffnet

„Ozapft is“! Das Oktoberfest in München hat am Samstag seine Tore geöffnet.
„Ozapft is“! Das Oktoberfest in München hat am Samstag seine Tore geöffnet. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Auch zahlreiche Prominente kamen direkt zum Auftakt auf die Wiesn. Mit dabei: Michael Ballack und seine Freundin Natacha Tannous.
Auch zahlreiche Prominente kamen direkt zum Auftakt auf die Wiesn. Mit dabei: Michael Ballack und seine Freundin Natacha Tannous. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
Auch Model Franziska Knuppe feierte mit.
Auch Model Franziska Knuppe feierte mit. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
Patrick Lindner und Peter Schäfer genehmigten sich ein Bier.
Patrick Lindner und Peter Schäfer genehmigten sich ein Bier. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
Zum ersten Mal in Tracht: Sänger Eloy de Jong von „Caught in the Act“.
Zum ersten Mal in Tracht: Sänger Eloy de Jong von „Caught in the Act“. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
Die einstige „Germany’s next Topmodel“-Gewinnerin Barbara Meier kam mit ihrem Freund Klemens Hallmann.
Die einstige „Germany’s next Topmodel“-Gewinnerin Barbara Meier kam mit ihrem Freund Klemens Hallmann. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
Auch Grünen-Politikerin Claudia Roth feierte mit.
Auch Grünen-Politikerin Claudia Roth feierte mit. © Getty Images | Hannes Magerstaedt
Am Haupteingang versammelten sich schon vor dem Start am Samstag zahlreiche Wiesnbesucher und stürmten zum Startschuss die Theresienwiese – im Regen.
Am Haupteingang versammelten sich schon vor dem Start am Samstag zahlreiche Wiesnbesucher und stürmten zum Startschuss die Theresienwiese – im Regen. © Getty Images | Joerg Koch
Mit zwei Schlägen hat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) pünktlich um 12 Uhr das erste Fass Bier angezapft und damit das 184. Oktoberfest eröffnet.
Mit zwei Schlägen hat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) pünktlich um 12 Uhr das erste Fass Bier angezapft und damit das 184. Oktoberfest eröffnet. © dpa | Peter Kneffel
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erhielt traditionsgemäß die erste Maß Festbier.
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) erhielt traditionsgemäß die erste Maß Festbier. © dpa | Peter Kneffel
Ihm schmeckte es.
Ihm schmeckte es. © dpa | Peter Kneffel
Für den normalen Besucher kostet die Maß dieses Jahr bis zu 10,95 Euro.
Für den normalen Besucher kostet die Maß dieses Jahr bis zu 10,95 Euro. © dpa | Peter Kneffel
25 Cent mehr als im Vorjahr kostet die Maß – also trägt diese Dame sehr viel Geld durch die Gegend.
25 Cent mehr als im Vorjahr kostet die Maß – also trägt diese Dame sehr viel Geld durch die Gegend. © REUTERS | MICHAELA REHLE
Der Preis hält die meisten Wiesnbesucher aber wohl kaum vom Biertrinken ab.
Der Preis hält die meisten Wiesnbesucher aber wohl kaum vom Biertrinken ab. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Bis zum 3. Oktober werden an die sechs Millionen Besucher zum größten Volksfest der Welt erwartet.
Bis zum 3. Oktober werden an die sechs Millionen Besucher zum größten Volksfest der Welt erwartet. © REUTERS | MICHAELA REHLE
Auch die Fahrgeschäfte waren trotz des Regens am Eröffnungstag gut besucht.
Auch die Fahrgeschäfte waren trotz des Regens am Eröffnungstag gut besucht. © REUTERS | MICHAELA REHLE
Die Besucher kommen aus der ganzen Welt angereist.
Die Besucher kommen aus der ganzen Welt angereist. © dpa | Felix Hörhager
Die Alpinabahn dreht ihr wilden Runden – und wer will, schaut sich dabei die Türme der Frauenkirche an.
Die Alpinabahn dreht ihr wilden Runden – und wer will, schaut sich dabei die Türme der Frauenkirche an. © dpa | Matthias Balk
Bei zeitweisem Regen und kühlen Temperaturen waren die Festwirte zuvor in einem bunten Umzug auf Pferdewagen zum Festgelände gezogen. Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Roberto Blanco waren auch dabei.
Bei zeitweisem Regen und kühlen Temperaturen waren die Festwirte zuvor in einem bunten Umzug auf Pferdewagen zum Festgelände gezogen. Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Roberto Blanco waren auch dabei. © dpa | Matthias Balk
Trommler begleiten den Einzug der Wiesnwirte auf das Festgelände.
Trommler begleiten den Einzug der Wiesnwirte auf das Festgelände. © dpa | Matthias Balk
Angesichts der Terrorgefahr haben die Behörden für das diesjährige Oktoberfest ihr Sicherheitskonzept nochmals ausgeweitet.
Angesichts der Terrorgefahr haben die Behörden für das diesjährige Oktoberfest ihr Sicherheitskonzept nochmals ausgeweitet. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Selfie im Ausnahmezustand: Bis die ersten Besucher in Bierlaune waren, dauerte es nicht lange.
Selfie im Ausnahmezustand: Bis die ersten Besucher in Bierlaune waren, dauerte es nicht lange. © Getty Images | Joerg Koch
Für die Wiesn macht man sich in Bayern richtig schick.
Für die Wiesn macht man sich in Bayern richtig schick. © Getty Images | Joerg Koch
Ohne Tracht geht kaum ein Besucher auf die Wiesn.
Ohne Tracht geht kaum ein Besucher auf die Wiesn. © REUTERS | MICHAELA REHLE
Aber es gibt auch Ausnahmen, wie dieser Besucher beweist.
Aber es gibt auch Ausnahmen, wie dieser Besucher beweist. © REUTERS | MICHAEL DALDER
Wo so viel Bier ausgeschenkt wird, da braucht der ein oder andere auch mal ein Nickerchen.
Wo so viel Bier ausgeschenkt wird, da braucht der ein oder andere auch mal ein Nickerchen. © Getty Images | Joerg Koch
Auch Superhelden kommen auf der Wiesn auf ihre Kosten: Ein Besuchen kam im „Captain America“-Kostüm.
Auch Superhelden kommen auf der Wiesn auf ihre Kosten: Ein Besuchen kam im „Captain America“-Kostüm. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Noch bis zum 3. Oktober wird in München gefeiert.
Noch bis zum 3. Oktober wird in München gefeiert. © dpa | Sven Hoppe
Gern gegessen im Bierzelt: Rund 510.000 ganze Brathendln werden auf der Wiesn in diesem Jahr aufgetischt.
Gern gegessen im Bierzelt: Rund 510.000 ganze Brathendln werden auf der Wiesn in diesem Jahr aufgetischt. © dpa | Sven Hoppe
Wie viele Krüge diese beiden Damen wohl bis zum Ende des Oktoberfests schleppen müssen?
Wie viele Krüge diese beiden Damen wohl bis zum Ende des Oktoberfests schleppen müssen? © REUTERS | MICHAELA REHLE
1/30

Und auch die Intensität des bierseligen Feierns scheint im Vergleich zum Vorjahr eine andere zu sein: 43 Besucher hatten viel zu tief ins Glas geschaut und mussten wegen Alkoholvergiftung behandelt werden, im Vorjahr waren es 32 gewesen.

Ein Mann erfolgreich reanimiert

Wer als erste „Bierleiche“ in der Sanitätsstation landete, teilten die Helfer dieses Jahr nicht mit. Unter diesen Patienten sei jedenfalls wie schon im Vorjahr kein Jugendlicher unter 16 Jahren gewesen.

Die Helfer der Wiesn-Sanitätsstation hatten am ersten Oktoberfest-Samstag insgesamt mehr Menschen behandeln müssen als im Vorjahr. Nach ruhigem Start habe sich die Zahl der Einsätze insbesondere zum Abend hin erhöht, teilte das Bayerische Rote Kreuz am Sonntag mit.

Insgesamt seien 480 Patienten versorgt worden, im Vorjahr waren es 330. Vor allem ging es um Schnitte an Händen und Füßen sowie Riss-, Quetsch- und Schürfwunden nach Stürzen. Am Samstagmittag hätten die Einsatzkräfte einen Mann nach einer Herzattacke erfolgreich reanimiert, hieß es.

Barack Obama sagte ab

Auch die Prominenz feierte mit – ein wenig. Barack Obama, von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ausdrücklich eingeladen, hatte abgesagt. In den einschlägigen Zelten herrschte eher mäßige Promi-Dichte. Fußball-Nationalspieler Mats Hummels war da, der Maler Markus Lüpertz, die Schauspielerinnen Susanne Wuest und Sibel Kekilli, die Schlagerstars Marianne und Michael Hartl sowie Roberto Blanco, TV-Moderator Florian Silbereisen, Sänger Patrick Lindner mit seinem Lebenspartner Peter Schäfer.

Flirt-Hilfe fürs Oktoberfest: Das bedeutet der Schleifen-Code beim Dirndl

weitere Videos

    Für Empörung hatte zeitweise eine Internetseite gesorgt, die Schwule auf der Wiesn zur Zurückhaltung mahnte – weil angeblich nicht jeder Besucher des Oktoberfest so tolerant sei, dass er sich über schwule Paare freue.

    Ein Prosit der Gemütlichkeit

    Auf den Bänken in den Zelten schunkelten die Massen zu erprobten Wiesn-Hits, unzählige Male erhoben sich unzählige Krüge zum „Prosit der Gemütlichkeit“. Zehntausende Liter Bier rannen durch durstige Kehlen. Am Hügel hinter den Zelten übermannte manch einen der Schlaf – über den die Polizei sorgsam wachte: Die Beamten nahmen mehrere Diebe fest, die sich an die Taschen der bierselig Träumenden herangemacht hatten – und prägten für die Langfinger erstmals den speziellen Wiesn-Begriff „Schläferdiebe“.

    Zwei Straßen weiter bei den Schaustellern katapultierten festlich beleuchtete Fahrgeschäfte die Gäste gen Himmel – den Wiesnchef Schmid zuvor mit nur partiellem Erfolg um gutes Wetter angefleht hatte. Er habe versucht, den Petrus anzurufen, ihn aber nicht erreicht, sagt Schmid nach dem verregneten Einzug der Wirte am Samstag.

    Wettlauf um die besten Plätze im Bierzelt begann um 9 Uhr

    Unter Regenschirmen hatten die Besucher stundenlang geduldig bei mitgebrachter Brotzeit, Kaffee und Bier vor den verschlossenen Eingängen ausgeharrt, die erstmals erst um 9 Uhr öffneten. „Man muss sich das Oktoberfest verdienen“, meinte ein Besucher aus Kanada. Und ein anderer Gast kündigte ungeachtet der neuerlich schärferen Sicherheitsmaßnahmen an: „Wir kommen wie immer jeden Tag.“

    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.
    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. © Getty Images | Joerg Koch

    Begrüßt über die neue Lautsprecheranlage, die im Alarmfall Besucherströme sicher leiten soll und mit der Grüß-Gott-Ansage am Morgen ein bisschen Bahnhofsflair verbreitete, stürmten schließlich die ersten Gäste aufs Gelände – ein Wettlauf um die besten Plätze im Bierzelt. Zuvor waren gerade erst die letzten Lieferwagen vom Festgelände gerollt. Die Entzerrung von Lieferverkehr und Besucherströmen ist eine Konsequenz aus den Lkw-Anschlägen unter anderem in Nizza, Berlin, London und Barcelona.

    Seehofer: Menschen sollen Oktoberfest als „Wohlfühltermin“ sehen

    Am Samstag hatte Oberbürgermeister Reiter das Fest eröffnet und mit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf eine friedliche Wiesn angestoßen. Das ist der größte Wunsch aller – dass nichts passiert.

    Den Endspurt des Bundestagswahlkampfes sehen Sicherheitsexperten als zusätzliches Risiko. Die Wiesn selbst ist traditionell politikfreie Zone und als Wahlkampfbühne tabu. Hier soll gemeinsam gefeiert werden, jenseits von Parteipolitik, Alltags- und Terror-Sorgen. Seehofers Rat: Die Menschen sollten diese Wiesn „als Wohlfühltermin wahrnehmen“.

    Reiter wiederum, der das erste Fass Bier erneut erfolgreich mit nur zwei Schlägen anzapfte, destillierte daraus eine Regel, die weit über das Oktoberfest hinaus Geltung haben kann: „Präzise ist wichtiger als fest.“ (dpa)