Eine Geschichtsstudentin aus Hannover steht unter schwerem Mordverdacht. Sie soll sich am 17. März in Arboga mit mehr als 40 Hammerschlägen an der einjährigen Tochter Saga und dem dreijährigen Sohn Max ihres Ex-Freundes vergangen haben.

Stockholm/Västerås. Die Staatsanwaltschaft fordert nun lebenslange Haft oder einen dauerhaften Aufenthalt in einer geschlossene Psychiatrie. Für die Verteidigung galt als sicher, dass sie einen Freispruch fordern wollte. Staatsanwältin Frieda Gummesson begründete ihre Forderung heute im Gerichtssaal von Västerås damit, dass die aufsehenerregenden Morde in der schwedischen Kleinstadt Arboga kurz vor Ostern "ohne jeden Zweifel" aus Eifersucht und in einem Tobsuchtsanfall von der 32-jährigen Deutschen begangen worden seien.

Obwohl es bisher keine sicheren technischen Beweise wie DNA-Spuren oder eine Tatwaffe gibt, besteht an der Täterschaft der Deutschen kein Zweifel: "Die Eifersucht als Motiv ist unzweideutig. Und es ist immer deutlicher geworden, dass die Frau rein praktisch die Möglichkeit zu dieser Tat hatte."

Die Geschichtsstudentin gab vor Gericht zu, dass sie sich am Mordtag in der Kleinstadt Arboga aufgehalten hatte, will dort aber nur eine archäologische Grabungsstätte besucht haben. Sie bestritt stets den Mordvorwurf.

Auch die 23 Jahre alte Mutter der Kinder wurde bei der Bluttat durch Hammerschläge schwer verletzt. Sie verfolgte das Schlussplädoyer im Gerichtssaal mit ihrem Lebensgefährten, der früher mit der Deutschen liiert gewesen war. Über die Aussagen der ganz in Schwarz gekleideten Angeklagten vor Gericht sagte die Staatsanwältin, die Studentin habe mehrfach Lügen zugeben müssen: "Ihr fehlt jede Glaubwürdigkeit. Dass sie lügt, macht sie noch nicht zur Täterin. Aber man muss sich schon fragen, warum sie lügt."

Wegen des Fehlens technischer Beweise und einer zweifelhaften Identifizierung durch die Mutter der Kinder galt die Glaubwürdigkeit der Angeklagten vor Gericht als zentrale Frage für einen möglichen Schuldspruch. Unter anderem hatte die Deutsche auch im Prozess noch behauptet, sie habe aus ihrer Verbindung zum schwedischen Ex-Freund ein Kind zur Welt gebracht und zur Adoption freigegeben. Dies bezeichneten alle Zeugen durchweg als nicht möglich.

Gummesson führte an, dass die Studentin am 17. März von Arboga aus um 19.30 Uhr den Zug nach Stockholm genommen habe. Die Bluttat hatte sich zwischen 19.00 und 19.17 Uhr ereignet. "Das ließ ihr genug Zeit, zum Bahnhof zu gehen." Auch am Tatort gefundene Schuhabdrücke passten zu Schuhen der Angeklagten. Diese konnten allerdings nicht gefunden werden.

Eine Untersuchung durch einen Psychiater ergab, es gebe "Hinweise auf ernste psychische Störung in Phasen vor der Tat sowie auch während der Untersuchung". Schwedische Prozessbeobachter bezeichneten die für September erwartete Entscheidung des Gerichtes wegen der schwachen Beweislage als offen.