Der in ganz Deutschland bekannte Graffiti-Sprayer Walter F. alias „Oz“ ist am Donnerstagabend tödlich verunglückt. Er wurde beim Graffiti-Sprühen nahe des Hamburger Hauptbahnhofs von einer S-Bahn erfasst.

Hamburg. Walter F., besser bekannt als Graffiti-Sprayer unter seinem Künstlernamen „Oz“, ist am späten Donnerstagabend zu Tode gekommen. Der 64-Jährige wurde entlang der Gleisanlagen zwischen dem Berliner Tor und dem Hamburger Hauptbahnhof von einer S-Bahn erfasst.

Wie das Abendblatt erfuhr, hatte der Sprayer, der sogar einen Wikipedia-Eintrag hat, Stromschienen mit seinem Künstlernamen besprüht, als es zu dem Unglück kam. Warum er die S-Bahn der Linie S1 kurz vor 22.30 Uhr nicht bemerkt hatte, ist nicht bekannt. Die Leiche des Mannes wurde erst eine Dreiviertelstunde später entdeckt.

Der S-Bahnführer der Linie S1 Richtung Poppenbüttel/Flughafen habe den Unfall gar nicht bemerkt, sagte Rüdiger Carstens, Sprecher der Bundespolizei. Erst der Fahrer eines nachfolgenden Zuges habe die Leiche gesehen und die Leitstelle der S-Bahn verständigt. Der Mann sei mit schweren Kopfverletzungen gefunden worden. Am Unglücksort habe eine Sprühdose gelegen.

„Er war für die Szene der Großvater“

Die Graffitis von „Oz“ sind über Hamburgs Grenzen hinaus bekannt. Seit 1977 war Walter F. als Sprayer aktiv. Er war zuletzt Anfang 2012 in einer Berufungsverhandlung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. In erster Instanz hatte das Urteil auf 14 Monate Haft gelautet. Davor hatte er bereits mehrfach vor Gericht gestanden und auch im Gefängnis gesessen, insgesamt rund acht Jahre.

Mehr als 120.000 der typischen Symbole von „Oz“ – wie Smileys, Kringel und der Namenszug – soll er auf Hauswände, Ampelmasten oder Stromkästen der Hansestadt gesprüht haben. Seine Taten hatten die Debatte befördert, ob Graffiti als Kunst oder Sachbeschädigung zu werten ist. „Er war für die Hamburger Szene der Großvater“, sagte Martin Gegenheimer, 34, vom Berliner Archiv der Jugendkulturen. „Oz“ sei wie ein Maskottchen gewesen. „Er konnte wohl auch ein liebenswerter Zeitgenosse sein.“

Bundespolizeisprecher Carstens warnte dringend davor, Gleisanlagen zu betreten. „Insbesondere für Graffiti-Täter besteht höchste Lebensgefahr, weil sie sich während ihrer Taten auf ihre Schmierereien konzentrieren und nicht auf den Zugverkehr achten.“