Hamburg.

Ist Nena nun auch noch verrückt geworden? Ihre Instagram-Botschaft „Danke Kassel“ machte diese Woche die Runde durch alle Medien und erntete Abscheu und Empörung. Tatsächlich stellt sich die Frage, wofür sich die Musikerin da genau bedankt. Für eine Demonstration, bei der viele auf alle Auflagen pfiffen, keinen Schnutenpulli trugen und Abstandsregeln dummdreist ignorierten? Nun, aber Meinungsfreiheit, das ist ja Sinn der Sache, gilt gerade für Menschen, die eine andere Meinung haben.

Trotzdem kocht die mediale Empörung über Nena hoch – wie schon über die Demonstration selbst. Viele Journalisten fielen in Kassel aus der Rolle des Berichterstatters, riefen nach Wasserwerfern und Tränengas und fragten sich, warum die Kundgebung nicht aufgelöst worden sei. „Der Staat muss gegen die Querdenker endlich Härte zeigen“, hieß es. Über Demos, bei denen Autonome Schneisen der Verwüstung schlugen, hat man derlei selten gelesen. Bei aller berechtigten Kritik: Wer die Bilder und Videos dieses seltsamen Aufzugs betrachtet, sieht vieles – aber nicht zwangsläufig eine „Gefahr für die Demokratie“.