Bis zur Thüringen-Wahl fragte sich die Republik: Kann Christian Lindner Macht? Jetzt kennen wir die Antwort.

Ich habe Christian Lindner immer geschätzt, weniger für seine Politik als für seine Energie. Der FDP-Chef besetzte die Rolle des jugendlichen Aufmischers, der Widerrede anzog und genoss. In seinen guten Momenten verströmte er dieses unspezifisch frische Gefühl von Aufbruch wie einst ein Gerhard Schröder. Markenzeichen Hemdsärmel. Wie fast alle Politiker, die gut reden können, stand auch der angenehm durchtrainierte Liberale unter dem Verdacht der Hochbegabung. Das war ein Fehlurteil. Lindner hat zwei kapitale Niederlagen erlebt, die seine aktuelle und etwaige künftige Macht zerbröseln lassen. Der Mann hat seine Autorität aufs Spiel gesetzt und verloren.

Fehler eins ist bekannt und nicht verziehen: Der FDP-Chef klinkte sich aus den schwarz-gelb-grünen Koalitionsverhandlungen aus und ließ die Macht liegen. Die Angst, von der Kanzlerin verfrühstückt zu werden wie einst Westerwelle und Rösler, saß traumatisch tief.