Hamburg. Bei der Auswertung müssen die Beamten so erstaunt wie traurig gewesen sein: Eine Woche lang stellten sie einen ihre mobilen Blitzer vor der Carl-Cohn-Schule am Stadtpark ab – und mehr als jeder Zehnte scherte sich nicht um Grundschüler und Tempo 30, sondern fuhr viel schneller. Auch die Einnahmen der neuen Geräte von 700.000 Euro in sechs Monaten bergen eine bittere Nachricht: Die Verkehrsmoral in der Stadt ist messbar ähnlich schlecht wie die Stimmung auf den Straßen.
Mit den mobilen Geräten hat die Polizei auf der Jagd nach Rasern einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht. Das Kontrollnetz wird dichter, weil es weniger Personalaufwand braucht. Und vor allem: Notorische Temposünder und Autoposer, die stationären Blitzern mit gezieltem Abbremsen und lärmendem Herausbeschleunigen entgehen, werden von den mobilen Geräten überrascht. Die hohen Erwartungen der Verkehrspolizei scheinen sich zu erfüllen. Einen Teil der Mehreinnahmen in weitere Geräte zu investieren könnte mittelfristig sinnvoll sein.
Augenmaß bei Blitzern ist wichtig
Wer auch bei den mobilen Blitzern von „Abzocke“ spricht, der verkennt zudem, dass viele Autofahrer auch aus schweren Unfällen nichts gelernt haben. Das beste Beispiel ist die Stresemannstraße: Die stationären Blitzer wurden bereits vor knapp 30 Jahren nach dem tragischen Unfalltod der kleinen Nicola S. installiert und fotografieren noch heute mehr Temposünder als alle anderen Geräte in der Stadt.
Auf der anderen Seite dürfen die zusätzlichen Einnahmen und neue Technik kein Argument für neue Tempo-30-Zonen sein. Es sind weiter Augenmaß und eine Abwägung zwischen Sicherheit und Verkehrsfluss gefragt. In sensiblen Bereichen wie an den Schulen gibt es allerdings nichts zu diskutieren, sondern nur auf die Bremse zu treten.
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