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Hamburg knackt bei den Einwohnern eine Rekordmarke

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Andreas Dey

In der Hansestadt leben so viele Menschen wie noch nie zuvor. Wie es weitergeht mit dem Wachstum in der Stadt.

Hamburg. Die Bevölkerungszahl in Hamburg hat eine weitere Schallmauer gebrochen: „Hamburg hat ohne Fanfaren, Feuerwerk und Anwerbeprogramme vor einigen Wochen die Marke von 1,9 Millionen Einwohnern überschritten“, schreibt Sport-Staatsrat Christoph Holstein (SPD) in einem Gastbeitrag für das Hamburger Abendblatt. Darin setzt er sich dafür ein, dass in einer wachsenden Stadt auch die Lebensqualität wachsen müsse, und dazu gehörten außer ausreichend Kita-Plätzen, guten Schulen und Universitäten auch hochwertige Breitensport-Angebote.

1,9 Millionen Einwohner hat Hamburg noch nie gehabt. Mitte der 80er-Jahre lebten nur noch 1,57 Millionen Menschen in der Hansestadt. Seitdem wächst die Bevölkerung wieder – der Wegfall des Eisernen Vorhangs, zwei große Flüchtlingswellen, aber auch die steigende Attraktivität der Großstädte machen es möglich. Ende 2016 waren daher mehr Menschen in Hamburg gemeldet als je zuvor: exakt 1.860.759. Die bisherige Höchstmarke von 1,857 Millionen Einwohnern datierte aus dem Jahr 1964. Da das Plus aus Zu- und Abwanderung bei rund 20.000 bis 30.000 Menschen pro Jahr liegt, war die Überschreitung der 1,9-Millionen-Marke für Ende 2018 erwartet worden. Hierbei handelt es sich jeweils um die in Hamburg gemeldeten Personen. Daneben existiert noch eine „amtliche Bevölkerungsfortschreibung“, die auf dem umstrittenen Zensus von 2011 beruht und stets etwas niedrigere Werte ausweist.

Schafft Hamburg auch 2,2 Millionen Einwohner?

Für eine breite Debatte hatte im Frühsommer die Aussage von SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf gesorgt, Hamburg könne auch 2,2 Millionen Einwohner vertragen. Kritiker hatten ihm vorgeworfen, steigende Mieten, Wohnungsmangel und die teilweise Überlastung von Bussen und Bahnen mit solchen Aussagen weiter anzuheizen. Kienscherf hatte hingegen betont, dass es keinesfalls das Ziel gebe, Hamburg auf 2,2 Millionen Einwohner anwachsen zu lassen, sondern er nur ausdrücken wollte, dass er ein solches Wachstum für beherrschbar halte. Schließlich sei Hamburg (2400 Einwohner pro Quadratkilometer) deutlich dünner besiedelt als Berlin (4000) oder München (4800).

In diesem Sinn argumentiert auch Christoph Holstein. „Das Wachstum der Städte ist Fakt, und es ist Folge ihrer Attraktivität“, schreibt er in seine Gastbeitrag für das Abendblatt. „Je attraktiver die Stadt, desto größer der Wunsch, dort zu leben und zu arbeiten. Weltweit liegt Hamburg unter den wichtigen Städten auf Platz vier, wenn gefragt wird, wo Menschen gern leben und arbeiten würden.“

Wer den Zuzug stoppen wolle, könne dies nur mit dem Bau einer Mauer rings um die Städte oder einer „großangelegten De-Attraktivierungsstrategie“, also dem gezielten Verlotternlassen der Stadt. Beides sei aber eine „Schnapsidee“. Um die Akzeptanz für Wachstum zu erhöhen, müsse daher auch die Lebensqualität wachsen, so der Sport-Staatsrat. Für seinen Bereich bedeute das: „Mit der Stadt muss die Sportinfrastruktur mitwachsen.“ Als Beispiele nennt er Fitness-Stationen in den Stadtteilen und Grünanlagen, Sportkurse auch für bislang Unsportliche, gute Radwege, beleuchtete Joggingstrecken und attraktive Fußwege.

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