Wie verfrüht die Hoffnungen auf eine haltbare Waffenruhe jedoch waren, zeigen die Kämpfe um die strategisch bedeutende Stadt Debalzewe.

Da hatte es schon Stimmen in der CDU gegeben, Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihr mutiges Engagement in der Ukraine-Krise für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.

Wie verfrüht die Hoffnungen auf eine haltbare Waffenruhe jedoch waren, zeigen die Kämpfe um die strategisch bedeutende Stadt Debalzewe, an der sich zwei Eisenbahnlinien sowie die Fernstraßen M03 und M04 kreuzen, die die Hochburgen der prorussischen Separatisten verbinden. Und wo der Kern der ukrainischen Armee eingeschlossen ist. Kaum etwas illustriert die wahnwitzige Lage so deutlich wie die Erklärung der vorrückenden Separatisten, Debalzewe falle nicht unter die Waffenstillstandsvereinbarung von Minsk, da die Stadt ihnen längst gehöre. Russlands Zar Wladimir Putin tut trotz des Drängens von Merkel und des französischen Präsidenten Hollande und ungeachtet klarer Vorgaben des Minsker Abkommens nichts, um den Separatisten in den Arm zu fallen.

Im Gegenteil: Die US-Regierung hat einen Nachschubkonvoi mit russischem Militärgerät ausgemacht; und nach Berichten des Grünen-Politikers Ralf Fücks, der die Frontregion gerade bereiste, stammen überhaupt nur noch zehn bis 15 Prozent der prorussischen Kämpfer aus der Region – der Rest bestehe aus russischen Söldnern und regulären russischen Kampfeinheiten.

Putin hat die Rüstungsausgaben binnen eines Jahres um 33 Prozent gesteigert – ungeachtet der schweren russischen Wirtschaftskrise. Es ist ein Signal an den Westen, dass Moskau bereit ist, die erklärte großrussische Einflusssphäre notfalls militärisch zu verteidigen. Ein Scheitern von Minsk II würde verschärfte Sanktionen der EU und wohl auch amerikanische Waffenlieferungen an die ukrainische Armee samt US-Militärberatern bedeuten.

Damit gerieten Russland und die USA in eine brandgefährliche Konfrontation. In der gegenwärtigen Lage grenzte es an ein Wunder, wenn das von Putin einkalkulierte Auseinanderbrechen des ukrainischen Staates noch vermieden werden könnte. Die Grenze zur prorussischen Ostukraine könnte dann zur Grenze in einem neuen Kalten Krieg in Europa werden.