SPD will Meinungsbild der Gymnasien zu G9 einholen

Das war ganz schön clever von den in Hamburg allein regierenden Sozialdemokraten. Der Vorschlag, im Streit über die Rückkehr zu G9 am Gymnasium erst die Schulkonferenzen aller 60 Standorte nach ihrer Meinung zu fragen, weist Schulsenator Ties Rabe und die anderen als gewiefte Verhandler aus. Selbstverständlich hätte der Senator als Dienstherr das schon vor Wochen, wenn nicht Monaten initiieren können. Aber jetzt, wo alle schon auf konkrete inhaltliche Kompromissvorschläge gewartet haben, gewinnt die SPD erst einmal Zeit und muss sich noch nicht festlegen.

Von außen betrachtet kann niemand etwas gegen die Einbeziehung der Eltern, Lehrer, Schüler und Schulleiter haben. Im Gegenteil: Sie sind es ja, die am Ende G9 am Gymnasium umsetzen müssten oder davon betroffen wären. Und auch ein erfolgreicher Volksentscheid, wenn er denn stattfinden sollte, wäre eine Reform von oben, die dem System Schule übergestülpt würde. Die SPD zeigt sich als lernfähig nach dem Parteiendesaster beim Volksentscheid 2010 gegen die Primarschule. Dieses schwarz-grüne Reformprojekt sollte, unterstützt von SPD und Linken, ohne grundlegende Einbeziehung der Beteiligten durchgezogen werden.

Geradezu listig ist die basisdemokratische Volte der SPD, weil nach allem, was sich bislang zeigt, die verbreitete Stimmung an den Gymnasien eher gegen die Rückkehr zu G9 ist. Die meisten Akteure vor Ort wünschen sich schlicht nicht schon wieder eine Reform, die viel Unruhe und Ungewissheit bringt. Ob die Vereinigung der Gymnasial-Schulleiter, ob Lehrer-, Eltern- oder Schülerkammer – alle haben sich klar gegen G9 am Gymnasium ausgesprochen. Stets wird zu Recht darauf verwiesen, dass die Stadtteilschulen, die ja G9 anbieten, zahlreiche leistungsbereite Schüler verlieren würden, wenn das prestigeträchtigere Gymnasium ihnen die gleichen Lernbedingungen gewährt.

Die G9-Initiative hat verständlicherweise frostig auf den Vorschlag reagiert. Dennoch wird die SPD, wird die Bürgerschaft am Ende nicht um eine Einführung von G9 an einzelnen Gymnasien herumkommen. Auf null zurück wird wohl nicht mehr gehen.