Mit dem nötigen Willen hätte die Baumarktkette Max Bahr gerettet werden können

Schlimmer hätte es für die Mitarbeiter der insolventen Hamburger Baumarktkette Max Bahr kaum kommen können. Nach all den Querelen bei der ebenfalls pleitegegangenen Muttergesellschaft Praktiker, nach radikalem Konzernumbau, im Monatstakt wechselnden Vorstandschefs, leeren Regalen und Existenzängsten versprach die Übernahme durch das Konsortium um den Dortmunder Konkurrenten Hellweg und Ex-Chef Dirk Möhrle doch noch die Rettung aus dem Chaos der vergangenen Jahre.

Diese Hoffnung ist nun dahin, zerbrochen an Differenzen zwischen den neuen Eigentümern und dem Vermieter der Immobilien von 66 Max-Bahr-Märkten, der Royal Bank of Scotland. Es ist nichts weniger als das Ende eines 1879 gegründeten Traditionsunternehmens, das durch einen Streit über einige wenige Fragen besiegelt wurde.

Für die Hamburger bedeutet dies, sich vielerorts von den vertrauten Märkten mit dem gelb-blauen Logo in ihren Stadtteilen verabschieden zu müssen, die bislang für die schnelle Versorgung mit Schrauben, Farben oder anderen Materialien sorgten.

Um die Übernahme von Kosten für die Instandhaltung der Märkte soll es gegangen sein, weniger um die Miethöhe. Kernstreitpunkt war eine Konzernbürgschaft, die Hellweg für alle Max-Bahr-Märkte übernehmen sollte. Eine Größenordnung von 700 Millionen Euro war angeblich im Gespräch. Unannehmbar für die Investorenseite um Hellweg, weil sie auf diese Weise die Existenz ihrer eigenen Baumarktkette auf Gedeih und Verderb mit der von Max Bahr verknüpft hätten. Vor dem Hintergrund solcher Maximalforderungen muss die Frage erlaubt sein, ob aufseiten der Briten wirklich der Wunsch nach einer Einigung mit den Max-Bahr-Investoren bestand oder ob man nicht klammheimlich schon an einer anderen Lösung für die Immobilien bastelte. So könnte doch eine Vermietung einzelner Häuser an Ketten wie Obi oder Hornbach eine höhere Rendite versprechen. Sollte dies tatsächlich so sein, dann wäre dies aus Sicht der 3600 Max-Bahr-Mitarbeiter ein ausgesprochen zynisches Kalkül.

Dirk Möhrle und dem Dortmunder Konkurrenten Hellweg wird man ein ernsthaftes Interesse an der Rettung von Max Bahr nicht absprechen können. Ihr Konzept, die 73 alten Bestandsmärkte von Max Bahr in das Netz von Hellweg und die ebenfalls übernommene Kette BayWa zu integrieren, schien überzeugend, zwischen den Vertriebsformen gab es nur wenige Überschneidungen. Auch die zuletzt noch offenen Finanzierungsfragen für die Übernahme waren geklärt. Hart hatten die Investoren in den vergangenen Wochen darum gerungen, die entsprechenden Kreditzusagen der Banken zu bekommen.

Groß war zudem der Wunsch Möhrles, die Fehlentwicklungen der Vergangenheit wieder geradezubiegen und sich zu der Verantwortung, die seine Familie für das Schicksal des Unternehmens und der Mitarbeiter hat, zu bekennen. Immerhin war es Dirks Vater Peter, der aus einer Ende des 19. Jahrhunderts in Hamburg gegründeten Holzhandlung in der Nachkriegszeit eine national bedeutende Baumarktkette formte. Tragisch ist, dass der einstige Visionär Peter Möhrle im Jahr 2007 die Zuversicht verlor, dass Max Bahr allein im Konzert der großen Baumarktketten würde noch weiter bestehen können. Der aus dieser Einschätzung resultierende Verkauf an den Konkurrenten Praktiker war aus heutiger Sicht eine eklatante Fehlentscheidung, auch wenn sich dies damals wohl noch nicht absehen ließ.

Insofern ist es menschlich zwar verständlich, wenn Dirk Möhrle jetzt dem Lebenswerk seines Vaters nachtrauert, das auch durch die Entscheidung der Briten nun endgültig verloren ist. Die entscheidenden Weichen zum Abstieg von Max Bahr wurden allerdings schon vor Jahren gestellt.