Hamburger Baumarktkette wird zerschlagen. 3600 Arbeitsplätze betroffen

Hamburg. Es ist vorbei. Nach einem mehrmonatigen Kampf um den Erhalt der insolventen Hamburger Baumarktkette Max Bahr ist die Rettung des Traditionsunternehmens auf der Zielgeraden gescheitert. Die Verhandlungen über die Übernahme von 73 Märkten mit rund 3600 Arbeitsplätzen durch ein Konsortium rund um den Dortmunder Konkurrenten Hellweg und den Hamburger Investor Dirk Möhrle seien geplatzt, teilte Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder am Freitag in Hamburg mit. „Die vom Gläubigerausschuss bereits genehmigte Übernahme kann nicht umgesetzt werden.“ Der Hauptvermieter, die ebenfalls insolvente Gesellschaft Moor Park, habe sich mit Hellweg nicht über die künftigen Mietverhältnisse einigen können. Moor Park vermietet 66 der 73 zur Übernahme vorgesehenen Märkte.

Damit ist nach mehreren Monaten klar, dass nicht nur der Praktiker-Konzern, sondern auch die Tochtergesellschaft Max Bahr vollständig vom Markt verschwindet. Insgesamt zählten zu dem Verbund einmal 315 Märkte mit rund 15.000 Beschäftigten. Die verschiedenen Insolvenzverwalter hatten sich nach dem Beginn der Praktiker-Insolvenz im Juli dieses Jahres bemüht, größere Teile des Konzerns komplett zu verkaufen und so beieinanderzubehalten, doch ohne Erfolg. Nach und nach gingen alle Märkte in die Einzelverwertung, so jetzt auch die 73 letzten Max-Bahr-Baumärkte. Sie galten als gesündester Teil des Praktiker-Konzerns und waren erst Ende 2007 aus dem Besitz der Hamburger Familie Möhrle übernommen worden. Mit der 1879 als Holzhandlung gegründeten Kette verschwindet eines der großen Hamburger Traditionsunternehmen vom Markt.

Letztlich gescheitert sind die Verhandlungen an der Royal Bank of Scotland (RBS). Sie ist die Hauptgläubigerin von Moor Park und hatte ihre Zustimmung von einer Konzernbürgschaft der Hellweg-Gruppe abhängig gemacht. Das wollte Hellweg als mittelständisches Familienunternehmen nicht riskieren. Dem Vernehmen nach soll es um eine Bürgschaft in Höhe von 700 Millionen Euro gegangen sein.

„Ich bin sehr, sehr traurig, dass die Rettung von Max Bahr jetzt auf diese Weise gescheitert ist“, sagte Ex-Chef und Investor Dirk Möhrle dem Abendblatt. „Wir haben in den vergangenen Monaten wirklich alles gegeben, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.“ Vor allem für die Beschäftigten der Kette müsse die nun bevorstehende Abwicklung ein großer Schock sein. Die Forderungen der Royal Bank of Scotland nach einer Konzernbürgschaft bezeichnete Möhrle als „unverhältnismäßig“ und „völlig unüblich“. Man sei bereit gewesen, der Vermieterseite weit entgegenzukommen.

Der Konzernbetriebsrat von Max Bahr, Ulli Kruse, sprach sogar von „abstrusen Forderungen“ der Vermieter. „Es ist beschämend, dass die Einigung wegen dieser Frage nicht zustande gekommen ist und ein Traditionsunternehmen deshalb nun vom Markt verschwindet.“ Für die Beschäftigten ist jetzt entscheidend, wie viele in Nachfolge-Märkten einen Job finden können.