Die Insolvenz der Baumarktkette Max Bahr trifft Mitarbeiter und Ex-Chef Dirk Möhrle hart. Max Bahr ist für den 50-Jährigen nicht irgendein Unternehmen.

Hamburg. Ulli Kruse kann es noch gar nicht fassen. Der Betriebsratsvorsitzende der insolventen Hamburger Baumarktkette Max Bahr ringt an diesem Freitagnachmittag nach Worten, weiß nicht, was er noch sagen soll. „Es ist wirklich beschämend, dass unsere Rettung auf diese Art und Weise gescheitert ist“, erklärt er schließlich. „Dabei sah es in den vergangenen Tagen doch noch so gut aus.“

Schon am Vormittag hat sich in den Märkten die Nachricht verbreitet, dass die eigentlich schon sicher geglaubte Übernahme von 73 Max-Bahr-Filialen durch ein Konsortium um den Dortmunder Konkurrenten Hellweg und Ex-Chef Dirk Möhrle wohl doch nicht zustande kommen wird.

Gegen 15 Uhr ist es dann bittere Gewissheit: Das Schicksal des traditionsreichen Unternehmens ist besiegelt. Max Bahr wird zerschlagen, weil sich Investoren und Vermieter bei einigen abschließenden Fragen nicht einigen konnten. Eine 134-jährige Firmengeschichte, beendet durch einen Streit um eine Mietbürgschaft. Man könnte es für einen Witz halten, wenn es nicht so traurig wäre.

„Das sind wirklich abstruse Forderungen, die die Vermieter da zum Schluss aufgestellt haben“, sagt Betriebsrat Kruse wütend. 700 Millionen Euro soll die geforderte Bürgschaft betragen haben, kaum zu stemmen von einem Familienunternehmen wie Hellweg, das selbst nur etwa rund eine Milliarde Euro Umsatz jährlich erzielt.

Zudem hätte die sogenannte Konzernbürgschaft bedeutet, dass die Dortmunder das Schicksal ihres gesamten Unternehmens auf Gedeih und Verderb an das von Max Bahr gekettet hätten. So viel Risiko wollten sie dann doch nicht eingehen. Aufgestellt wurden die Forderungen von der Royal Bank of Scotland (RBS), ihrerseits Gläubigerin des insolventen Max-Bahr-Vermieters Moor Park. Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass die Bank die Garantien für durchaus gerechtfertigt hält. Gerüchte, wonach die Royal Bank of Scotland ihre Maximalforderungen nur erhoben hat, um einen Grund für das Scheitern der Gespräche zu finden und die Immobilien danach auf andere Weise zu verwerten, werden entschieden zurückgewiesen. Offiziell hält sich das Institut bedeckt.

Doch auch der Hamburger Investor Dirk Möhrle, der Max Bahr zusammen mit Hellweg übernehmen wollte, kann sich nur schwer beherrschen, wenn es um das Verhalten der RBS geht. „Unverhältnismäßig“ nennt er die Forderungen der schottischen Bank.

Möhrle, der als Minderheitsgesellschafter in dem Bieterkonsortium agierte, hat hart gekämpft in den vergangenen Monaten, um die Übernahme von Max Bahr zu ermöglichen. Einen Kredit in Höhe von gut 60 Millionen Euro hat er mit Hellweg beschafft, um den Kauf stemmen zu können.

Max Bahr ist für den 50-Jährigen nicht irgendein Unternehmen. Jahrzehntelang befand sich die 1879 gegründete Kette im Familienbesitz. Es ist die Firma, die sein Vater Peter von einer Holzhandlung zu einer der größten Baumarktketten Deutschlands machte, dann aber Ende 2007 an den Konkurrenten Praktiker verkaufte, weil er der Meinung war, dass das Unternehmen allein nicht überlebensfähig wäre und am Markt würde bestehen können.

Doch Praktiker schlitterte in diesem Jahr wegen überzogener Rabattaktionen („20 Prozent auf alles“) und interner Querelen in die Pleite und zog die eigentliche solide Tochtergesellschaft mit sich. Der Übernahmeversuch des Sohnes, der das Unternehmen selbst über sieben Jahre hinweg leitete und sich über den Verkauf mit seinem Vater zerstritt, war auch ein Versuch, die Fehlentwicklungen der Vergangenheit ungeschehen zu machen.

„Letztlich ist es das Lebenswerk meines Vaters, das jetzt vom Markt verschwindet“, sagt er. „Und das tut wirklich sehr weh.“