Verfahren gegen frühere Manager der HSH Nordbank

Die Richter, Staatsanwälte und Verteidiger, die im bevorstehenden Prozess um angebliche Untreue bei der HSH Nordbank auftreten, sind wirklich nicht zu beneiden: Solche Wirtschaftsverfahren sind äußerst komplex. Die Anklageschrift ist mehr als 600 Seiten stark. Allein die E-Mail-Korrespondenz zu dem umstrittenen Wertpapiergeschäft mit der Bezeichnung "Omega 55", um das es geht, umfasst mehr als 50 Aktenordner.

Zweifellos wird die Öffentlichkeit gerade in Hamburg und Schleswig-Holstein den Prozess vor dem Landgericht Hamburg mit sehr großer Aufmerksamkeit verfolgen. Schließlich stehen Steuergelder der Bürger in beiden Ländern bei der HSH auf dem Spiel - und es gibt ein Wiedersehen mit Dirk Jens Nonnenmacher, der im Jahr 2011 als Chef der Landesbank gehen musste. Er ist einer der sechs Angeklagten.

Doch man sollte das Verfahren nicht mit unrealistischen Erwartungen befrachten. Eine Aufarbeitung der Fehlleistungen von Bankern im Zuge der Finanzkrise wird es wohl nicht werden, auch wenn mancher sich genau dies wünschen dürfte.

Erst recht darf man den Prozess nicht als Abrechnung mit Nonnenmacher, in Anlehnung an einen James-Bond-Bösewicht bankintern gern als "Dr. No" tituliert, missverstehen. Er mag sich durch sein nicht immer sensibles Auftreten und sein unnachgiebiges Bestehen auf einer äußerst lukrativen Abschiedsregelung - trotz Milliardenverlusten in seiner Amtszeit - sein negatives Bild in der Öffentlichkeit selbst zuzuschreiben haben.

Auch wenn Nonnenmacher der prominenteste der sechs Angeklagten ist, steht er aber keineswegs im Mittelpunkt des Geschehens, das die Richter zu beurteilen haben. Chef der HSH Nordbank war zum fraglichen Zeitpunkt ein anderer.

Mit Sorge wird so mancher Politiker in Hamburg und Kiel dem Gerichtsverfahren entgegensehen. Denn es wird - zumindest am Rande - auch um die Frage gehen, ob die damals Regierenden eine Mitschuld an den Millionenverlusten aus dem Omega-Geschäft tragen.