Kraftfahrzeuge sind nicht das Problem der Verkehrspolitik

Es gibt eine gefühlte Wahrheit: Demnach wird der Autoverkehr in der Stadt immer schlimmer, die Luft immer schlechter, die Staus immer länger. Und es gibt eine Wirklichkeit, die sich in Zahlen messen lässt und die von subjektiven Vorurteilen deutlich abweicht: So ist der Kfz-Bestand in der Hansestadt seit Jahren deutlich rückläufig; der Autoverkehr nimmt im Innenstadtbereich seit Langem ab und immer mehr Hamburger steigen auf das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr um.

Das Erstaunliche daran: Diese positive Entwicklung hat die Stadt ohne Folterwerkzeuge erreicht. Weder bedurfte es einer Sperrung größerer Innenstadtbereiche noch einer Citymaut oder einer Umweltzone. Die Hamburger sind freiwillig umgestiegen. Mit Blick auf die massiven Defizite der Hamburger Radwege und die kleineren Unzulänglichkeiten im öffentlichen Nahverkehr ahnt man: Da geht noch mehr. Jeder Euro, der in Radstreifen, Fahrradstraßen oder bessere Bahntakte fließt, wird das Auto weiter zurückdrängen. Andere Städte wie Kopenhagen oder Freiburg haben vorgemacht, wie es funktionieren kann. Zudem bieten intelligente Mietsysteme, die Leihautos mit Stadträdern und dem öffentlichen Nahverkehr vernetzen, zusätzliches Einsparpotenzial.

Hamburg profitiert vom Trend weg von der auto- zurück zur menschengerechten Stadt. Die Luft wird besser, die Straßen sicherer - und die Stadt gewinnt Raum. Parkplätze, Garagen und Stellplätze werden nicht mehr im selben Maße gebraucht wie früher. Wer daran zweifelt, betrachte Bilder aus den 70er-Jahren: Damals glich Hamburgs Innenstadt mancherorts eher einem Großparkplatz mit Randbebauung als einer City.

Der neue Blick auf das Auto sollte auch die ideologisch aufgeheizte Debatte der vergangenen Jahrzehnte dimmen. Die Zeit von "Freie Fahrt für freie Bürger" ist genauso passé wie Weltuntergangspredigten über den "Albtraum Auto". Auch der Kampf für Citymaut oder Umweltzone wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen: Bei der Luftbelastung sind Kraftfahrzeuge längst nur noch das zweitgrößte Übel - hinter dem Schiffsverkehr.