Das Internet ist die stärkste Waffe der Ermittler bei Attentaten.

Nur der Film findet simple Antworten. In Steven Spielbergs Thriller "Minority Report" verhindert die Washingtoner Polizei Morde, bevor sie geschehen. Spezialkräfte lesen mit hellseherischen Fähigkeiten die Pläne der Verbrecher.

Hätte die Bluttat von Norwegen verhindert werden können? Das ist eine der wichtigen Fragen nach der Tragödie. Die ernüchternde Antwort: wahrscheinlich nicht. Wir können nicht hellsehen. Es ist eine schmerzhafte Erkenntnis nach dem Mord an etlichen Menschen. Und es ist eine Antwort, mit der sich die Politik nicht zufriedengeben darf. Deshalb arbeiten Sicherheitsbehörden an einer Art digitaler Verbrechensvorhersage - keine Wahrsagerei, sondern die gezielte Auswertung von "digitalen Fingerabdrücken", die Extremisten auf Webseiten, in ihren Blogs oder auf Facebook hinterlassen. Hasspredigten, Ankündigungen zur Gewalt, Kontakte zu Gleichgesinnten - mit diesen Informationen können Ermittler Profile erstellen. Virtuelle Visitenkarten - auch der Norweger Anders Breivik hinterließ seine Spuren.

Sie sind die größte Chance bei der Fahndung nach geplanten Anschlägen. Gleichzeitig aber sind sie ihre größte Schwäche - denn es gibt unfassbar viele Profile im Netz.

CSU-Politiker fordern nun die Einführung der Vorratsdatenspeicherung und verstärkte "Internet-Patrouillen". Die Gewerkschaft der Polizei plädiert nun sogar für eine Erfassung aller "auffälligen Personen" im Internet. Die Forderungen enthalten einen wichtigen Kern: Die Sicherheitsbehörden brauchen mehr Mathematiker, Informatiker und Rechercheure. Sie sind die virtuellen Verkehrspolizisten.

So investieren Armeen seit Jahren in Spezialtruppen, denn sie wissen, dass Kriege nicht mehr nur mit Panzern und Granaten gewonnen werden. Ermittler erstellen Dossiers der Nutzer im Netz mit Daten von Facebook, Google, Blogs, Signalwörter leiten automatisch Ermittlungen ein - es sind reizvolle Gedankenspiele im Kampf gegen Fanatismus.

Doch müssen sie in den Grenzen des Rechtsstaats bleiben. Die massenhafte Erstellung von Profilen wäre mit dem Schutz von Persönlichkeitsrechten schwer vereinbar. Gerade im Netz werden sie oft verletzt. Bei der Suche nach Verbrechern durch Datenspeicherung ist die Unschuldsvermutung in Gefahr. Und der Rechtsstaat ihr Hüter. In Spielbergs Thriller ist es durch entsprechende Gesetze erlaubt, die potenziellen Täter in ein lebenslanges Koma zu versetzen. Grundrechte passen nicht in ein Hollywood-Drehbuch.