Die Einlagerung von Treibhausgasen bietet keine Perspektive.

Zu Beginn der 80er-Jahre - aus heutiger Sicht der Steinzeit des Umweltschutzes - galten "End of the pipe"-Technologien als letzter Schrei. Die Reinhaltung von Luft und Wasser war nach Jahrzehnten der Industrialisierung zu einem ernsthaften politischen Ziel erhoben worden. Industrie- und Energieunternehmen begannen damit, Filter an Kraftwerksschlote und an die Auspuffrohre von Automobilen zu schrauben. Auch Kläranlagen rüstete man kräftig auf. Umwelttechnik made in Germany wurde zum Exportschlager.

Heutzutage ist die Debatte um den Umweltschutz nicht nur 30 Jahre, sondern vor allem um eine zentrale Erkenntnis weiter. Es reicht nicht aus, Gift aus Industrie- und Verkehrsprozessen abzufiltern in einer Welt, deren Bevölkerung, Energieverbrauch und Wirtschaftsleistung immer weiter wachsen. Die Bio- und die Atmosphäre können nur dann wirksam geschützt werden, wenn der Ausstoß von Schadstoffen so weit wie möglich vermieden wird. Die Industrie begann früh damit, geschlossene Kreisläufe für Flüssigkeiten und Gase zu errichten, die sie zur Produktion braucht. Zum Mantra des Umweltschutzes schlechthin wurde es in den vergangenen Jahrzehnten, Energie einzusparen - und damit auch die Emissionen gering zu halten.

Wie aus einer anderen Welt wirkt da die Überlegung, ausgerechnet das Treibhausgas Kohlendioxid aus den Abgasen von Großkraftwerken chemisch abzutrennen, es zu verflüssigen und dann zu Millionen Tonnen unterirdisch zu verpressen. Doch genau daran arbeiten Ingenieure und Techniker seit Jahren unter Hochdruck. Noch längst ist nicht abzusehen, ob die sogenannte CCS-Technologie auf einer wirtschaftlich tragbaren Basis funktionieren kann. Aber klar scheint heute bereits, dass gegen die geologische Einlagerung von Kohlendioxid ein flächendeckender Widerstand von Bürgern entstehen wird. Es zeichnet sich eine Abwehrbewegung überall dort ab, wo Fachleute geeignete Lagerstätten vermuten. Und das dürfte auch in Norddeutschland sein.

Die Frage ist noch nicht endgültig beantwortet, wie das Top-Industrieland Deutschland seine Energieversorgung sichern und zugleich die Klimabelastung drastisch verringern kann. Um dieses Doppelziel zu erreichen, bedarf es immenser technologischer, wirtschaftlicher und politischer Leistungen. Klar scheint dabei aber auch, dass man einer aufgeklärten Gesellschaft keine Technologie wird verkaufen können, die darauf abzielt, Abermillionen Tonnen von Treibhausgasen in der Nähe von Siedlungsräumen zu verpressen. Denn diese Idee ist tatsächlich unterirdisch.