Der Geburten-Anstieg signalisiert einen Wandel der Mentalitäten.

So wünscht man sich das über die Feiertage. Just da sich die meisten von uns samt ihren Liebsten, Groß, Klein und Klitzeklein, vorm Tannenbaum versammeln, "Ihr Kinderlein kommet" trällern und dem Familienleben huldigen, erreicht uns eine Nachricht, die, mit Luther gesprochen, so ziemlich jeder im Lande als "gute neue Mär" ansehen dürfte. Es geht aufwärts mit uns Deutschen, nicht nur wirtschaftlich, auch babypolitisch. In den ersten neun Monaten 2010 ist die Zahl der Neugeborenen zwischen Flensburg und Oberammergau so stark gestiegen wie seit zehn Jahren nicht mehr. Selbst in der "Single-Hauptstadt" Hamburg ist ein (wenn auch deutlich geringerer) Zuwachs zu verzeichnen. Und das, obwohl es immer weniger Mütter im "gebärfähigen Alter" gibt. Trotz der 2009 noch akuten Finanzkrise. Und ohne dass der ungewöhnlich kalte Winter 2009/2010 in der Statistik bereits Eingang gefunden hätte. Sie wissen schon: Wenn's draußen friert, bleibt das Normalbürgerpaar gern mal öfter im Bett und kommt ergo gern mal öfter zur Sache, was für 2011 ganz besonders fröhliche Geburtenzahlen erwarten lässt.

Auch wenn die Politik sich noch ziert, gleich die große Trendwende auszurufen, und lieber die endgültigen Zahlen des Bundesamtes abwarten will (bisher handelt es sich um "vorläufige Angaben") - dass sich der Trend im verbleibenden Vierteljahr noch umkehrt, ist kaum anzunehmen. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Geburtenrate, zwischenzeitlich auf 1,33 gefallen, wieder über 1,4 steigen dürfte. Die Wende ist also diesmal ziemlich sicher. Für eine Bevölkerung, deren rasantes Wegschrumpfen bislang nur durch zeugungsfreudige Migranten abgemildert wurde, ist das ein wichtiges Signal.

Interessant ist auch, dass zur Erklärung diesmal einige wohlfeile Motive wegfallen. Viel Geld gleich viele Kinder - kann man vergessen. Harter Winter - fällt auch aus, die hier gezählten Neugeborenen wurden ja bis Dezember 2009 gezeugt. Von der Leyens Elterngeld? Auch nur beschränkt geeignet, immerhin gibt's die Förderung schon seit vier Jahren. Bleibt als plausibelster Faktor ein Wandel der Mentalitäten. Wer heute in Hamburg-Eimsbüttel oder Berlin-Prenzlauer Berg unterwegs ist, kann sich eines Eindrucks schon länger nicht erwehren: Liberaler Lebensentwurf und Kleinfamilie sind keine Gegensätze mehr. Man kann durchaus moderner Großstädter, genussfreudiger Lebensmensch und fürsorglicher Elternteil zugleich sein. Und das ist doch eigentlich die allerfröhlichste Nachricht.