Das Problem eines Endlagers muss europäisch gelöst werden.

Seit knapp fünf Jahrzehnten produzieren Atomkraftwerke in Deutschland Strom. Und fast ebenso lange suchen Politiker und Geologen nach einer Antwort auf die Frage: Wohin eigentlich mit dem radioaktiven Müll? Die Frage hätte man sich eigentlich stellen müssen, bevor man mit dem Bau des ersten Meilers begann.

Ursprünglich wurde die Atomkraft als saubere Energie gefeiert. Heute produzieren die Meiler jährlich 450 Tonnen hochgefährlichen Abfall. Niemand will ihn haben. Kein Bundesland sagt laut: Her damit, zu mir. Das ist mehr als verständlich. Aber das radioaktive Erbe muss trotzdem irgendwo gelagert werden - und zwar noch Zehntausende von Jahren. Mindestens.

Kleingeistiges Denken in deutschen Bundesländergrenzen hilft bei der Suche nach einer Lösung des Atomendlagerproblems nicht weiter. Wenn das am Ende gefundene Endlager doch irgendwann Probleme bereitet, dann wird die tödliche Strahlung in Niedersachsen ebenso zur Gefahr wie in Nordbayern. Und die Zweifel daran, ob der Salzstock Gorleben wirklich genügend Sicherheit bietet, sind in den vergangenen 30 Jahren mehrfach von ganz unterschiedlichen Experten angeführt worden. Ob die angekündigte neue Prüfung Gorlebens wirklich zu einem Ergebnis kommen wird, mit dem alle leben können, darf mehr als bezweifelt werden.

Das Atommüll-Problem ist kein Gorleben-Problem - es ist weltweit noch nicht gelöst. Kein Land verfügt bislang über ein Endlager. In vielen Staaten führt die Nennung eines möglichen Standortes zu ähnlichen Protesten wie in Deutschland.

Statt den riskanten und eher politisch getriebenen Entschluss zu fällen, Niedersachsen mit Gorleben, Asse und Schacht Konrad zum Ablageplatz der Nation zu machen, sollte sich die Bundesregierung lieber um eine internationale Lösung bemühen.

Es ist an der Zeit, die Endlagerfrage mindestens als gesamteuropäisches Problem anzugehen. Sollte man nicht zumindest einmal mit den anderen betroffenen Nationen auf wirklich dünn besiedelte Gebiete mit wirklich festem Gestein schauen? Natürlich ist jedes Land für seinen Müll verantwortlich - die eventuellen Folgen eines atomaren Unfalls aber werden nicht an Grenzen haltmachen.