Das erste Spiel in der Rückrunde von Borussia Dortmund beim HSV am Sonntag ist auch ein Treffen der Trainer Jürgen Klopp und Thorsten Fink.

Hamburg. Kurz vor dem Anpfiff werden sie sich am Sonntag im Volkspark herzlich umarmen. Jürgen Klopp, 44, der Meistertrainer in Diensten der Dortmunder Borussia, und Thorsten Fink, 44, der den HSV endlich zum ersehnten dritten Saison-Heimsieg führen will.

+++"Der HSV hat mehr Potenzial als wir"+++

+++Matz ab: Heißmachen, Herr Fink!+++

+++Thorsten Fink will gar nicht wie Jürgen Klopp sein+++

Es ist ein Trainer-Duell, das ebenso mit vertauschten Rollen stattfinden könnte. Denn Klopp, den alle Welt nur "Kloppo" nennt, wäre im Sommer 2008 beinahe beim HSV gelandet. Leider hatten Klub-Verantwortliche damals die geniale Idee, verdeckte Scouts nach Mainz, Klopps damalige Zweitliga-Arbeitsstätte, zu schicken. Die meldeten in die Heimat wenig Erbauliches. Klopp sei unpünktlich, unrasiert, trage Jeans mit Löchern - kurzum keiner für den großen hanseatischen Klub. Klopp reagierte entsprechend ungehalten, als er von dieser Spionage-Aktion erfuhr und unterschrieb zügig bei Mitbewerber Dortmund.

Thorsten Fink wiederum, aufgewachsen in einer Dortmunder Zechensiedlung, feuerte einst die Borussia aus dem Fanblock des Westfalenstadions an. Seinen Traum von einer großen Karriere in Schwarz-Gelb zerstörte Michael Zorc, Dortmunds heutiger Sportdirektor: "Zorc spielte auf meiner Position. An ihm kam ich nicht vorbei." Fink musste eine Karriere-Schleife durch die Provinz drehen, kickte für Wattenscheid und Karlsruhe, um dann beim FC Bayern Titel in Serie einzusammeln. Ein Superstar war er dennoch nie, sondern blieb der geschätzte Arbeiter an der Seite von Granden wie Oliver Kahn oder Lothar Matthäus. Und Klopp? Der kam in seiner aktiven Zeit über die Zweite Liga in Mainzer Diensten nie hinaus. Nie filigran, sondern, dieses Wortspiel möge man verzeihen, eher ein Klopper.

Womöglich ist dieses Gefühl des ständigen Unterschätztwerdens nicht die schlechteste Basis für einen erfolgreichen Berufsweg. "Bevor ich in München als Spieler anfing, hat mir jeder gesagt: Was willst du da? Du spielst da sowieso nicht. So etwas spornt mich an", sagt Fink.

Mit dem zauseligen Klopp wiederum wollte sich Franz Beckenbauer nicht mal im TV-Studio sehen lassen, um gemeinsam der Nation den Fußball zu erklären. Heute sieht der Kaiser den Architekten des Dortmunder Erfolgs als legitimen Kandidaten für den Trainerjob beim FC Bayern, wenn Jupp Heynckes in Rente geht. Finks Trainerkarriere schien nach seinem Rauswurf in der Fußball-Diaspora Ingolstadt schon beendet, ehe sie richtig begann. Dann stürmte er mit dem FC Basel sensationell die Champions League und gilt beim HSV fast schon als Erlöser, obwohl die Abstiegszone immer noch bedrohlich nah ist.

Zu verdanken haben es beide zu guten Teilen ihrer akribischen Arbeit. Endlich sei wieder eine Spielphilosophie erkennbar, Laufwege würden intensiv geprobt, preist HSV-Nationalspieler Dennis Aogo die Arbeit seines Trainers. Jürgen Klopp analysiert das Spiel seiner Meistertruppe bereits in der Halbzeitpause per Video. Und überhaupt wohne der "Kloppo" im Prinzip auf dem Trainingsgelände. Noch nie habe ein Trainer so intensiv den eigenen Nachwuchs im Blick gehabt, sagt BVB-Klubchef Hans-Joachim Watzke.

Aber das Engagement ist nicht alles. In der Branche gelten Klopp wie Fink als "positive Typen". Glücklich verheiratet, optimistisch, skandalfrei. Klopp hat es als Meistertrainer leichter, selbst mehrere Pleiten würden seinen Nimbus kaum antasten. Fink dagegen muss aufpassen, dass er auf dem schmalen Grat zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz nicht abstürzt. Als er bei der Vorstellung in Hamburg gefragt wurde, warum er überzeugt sei, mit dem HSV seine Ziele zu erreichen, antwortete er knapp: "Weil ich gut bin." Der Abstiegskampf sei kein Thema, der Angriff auf die internationalen Plätze möglich. Fink wählte diese forsche Tonlage nach eigenem Bekunden sehr bewusst: "Der Mannschaft fehlte Selbstvertrauen, deswegen habe ich ihr neues gegeben." Im Fall des Misserfolgs können diese Sätze dennoch zum Bumerang werden.

Näheres werden wir am Sonntag gegen 17:20 Uhr im Volkspark wissen. Beim Abpfiff des großen Duells Thorsten Fink gegen Jürgen Klopp.