Da war es plötzlich, das gefürchtete K-Wort. Im US-Sender CBS musste sich Barack Obamas Sprachrohr Robert Gibbs mit Händen und Füßen gegen den Eindruck wehren, das Öl-Desaster im Golf von Mexiko entwickle sich zu Obamas “Katrina“.

Als der gleichnamige Hurrikan 2005 Kleinholz aus fünf Staaten der USA gemacht hatte, demonstrierte der damalige Präsident George W. Bush eindrucksvoll seine Inkompetenz, indem er tagelang tatenlos auf seinen Daumen saß. Mit Recht fürchtet sein Nachfolger den für Wahlen tödlichen "Katrina"-Effekt. Doch ungeachtet aller bisherigen Bemühungen der US-Regierung vergiftet das schwarze Unheil inzwischen nicht nur die Küsten Floridas und Louisianas, sondern auch Obamas Ruf als präsidialer Macher. Zu lange habe sich der Präsident auf die trügerischen Versprechungen des Öl-Giganten BP verlassen, die dann im Stundentakt gebrochen worden seien, meinen Kritiker im US-Kongress und glauben, dass auch weit mehr Öl aus dem geborstenen Förderrohr sprudelt, als der Konzern einräumen will.

Der Untergang der Bohrplattform "Deepwater Horizon" könnte sich nicht nur zur verheerendsten Umweltkatastrophe der US-Geschichte entwickeln, sondern auch zu einer entscheidenden Bewährungsprobe für die Präsidentschaft Barack Obamas. Nicht zuletzt dessen Urteilsvermögen steht auf dem Spiel - hatte er doch die ökologisch höchst umstrittenen Offshore-Bohrungen ausdrücklich zugunsten der Energiesicherheit der USA genehmigt. Das Weiße Haus sucht sein Heil nun darin, einen Wirbel an Schuldzuweisungen und kraftstrotzenden Verlautbarungen zu entfalten. Die medienwirksame Drohung indes, die Regierung werde BP das Heft aus der Hand nehmen, falls der Ölmulti weiterhin versage, ist eher eine Platzpatrone - die Technologie für Offshore-Ölbohrungen liegt vor allem in den Händen der Ölindustrie.

Wieder einmal hat der Mensch seine Fähigkeiten im Umgang mit Naturkräften überschätzt. Etliche der Vorschläge und Maßnahmen - wie Abbrennen des Ölteppichs, Auflösen desselben mit Chemikalien, die offenbar noch giftiger sind als das Öl selber, oder Verfüllen des Bohrlochs mit Golfbällen - künden von beunruhigender Skrupel- bis Hilflosigkeit. Es gelte, die Konsequenzen aus dem Desaster zu ziehen, damit so etwas nie wieder passieren könne, hat Obama getönt. Nur eine Konsequenz will er nicht ziehen: auf Tiefseebohrungen zu verzichten. BP hat übrigens bislang eine Dreiviertelmilliarde Dollar zur Eindämmung der Katastrophe aufwenden müssen. Und hat allein im ersten Quartal 2010 fast sechs Milliarden Dollar Gewinn gemacht.