Im Laufe der vergangenen Monate hat das iranische Regime nach eigener Verlautbarung die Zahl seiner Uran-Zentrifugen auf zunächst 5000 erhöht, die Existenz einer bislang unbekannten Atomanlage in Ghom eingeräumt, eine Uranfabrik in Isfahan eröffnet und noch mal 1000 neue Zentrifugen im Atomzentrum Natans in Betrieb genommen.

Vor diesem Hintergrund erscheint diese Meldung aus Teheran als Sensation: Der Iran lenkt endlich ein und will sein Uran künftig im Ausland anreichern lassen.

Die Fanfarenstöße der drei an diesem Abkommen beteiligten Staaten Iran, Türkei und Brasilien sind allerdings mit größter Skepsis zu werten. Der Deal ist prinzipiell zu begrüßen - von einem Durchbruch im Atomkonflikt zwischen der Staatengemeinschaft und dem Iran kann aber keine Rede sein. Zum einen verzichtet Teheran keineswegs auf die Uran-Anreicherung im eigenen Land, sondern lässt nur Brennstäbe für einen Forschungsreaktor im Ausland fertigen. Die umstrittene Anreicherung im Iran geht weiter. Teheran hebt damit nicht den Schleier über seinem Atomprogramm und entkräftet nicht den Verdacht, an Nuklearwaffen zu werkeln.

Welchen Sinn hat eine Einigung, die mehr Verpackung als Inhalt ist? Zunächst verschafft sich der Iran mit dem Manöver Zeit gegenüber den Vereinten Nationen, deren Sicherheitsrat an verschärften Sanktionen arbeitet. Paradoxerweise muss die Erdölgroßmacht Iran mangels Raffineriekapazität ein Treibstoffembargo ernsthaft fürchten.

Die Einigung erweckt den Eindruck, als beuge sich der Iran den Forderungen der Staatengemeinschaft. Präsident Ahmadinedschad hat damit einen Publicity-Trumpf vor allem gegenüber den USA und Israel in der Hand. Das Interesse des türkischen Regierungschefs Erdogan liegt darin, die Türkei nach den kläglich gescheiterten Nahost-Vermittlungen wieder als Makler zwischen Ost und West zu installieren. Dass ein Nato-Mitglied immer öfter den Schulterschluss mit dem Iran sucht, ist beunruhigend. Die Interessen des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva sind ähnlich gelagert; er will die regionale Vormacht Brasilien durch den Glanz eines internationalen Abkommens aufwerten. Und alle drei Staatschefs wollen die USA ausmanövrieren und demonstrieren, dass ein auf amerikanische Interessen zielendes Abkommen an Washington vorbei geschlossen werden kann. Das Signal von Teheran lautet: Die Welt ist multipolar; die Ära der Hegemonialmächte ist abgelaufen. Für die drei Staatschefs ist offenbar nicht entscheidend, dass ihr Deal sicherheitspolitisch nahezu substanzlos ist. Für den Rest der Welt schon.