Essen. Im Saarbrücker Tatort „Das fleißige Lieschen“ geht ein neues Ermittlerteam an den Start. Von ihnen möchte man gerne mehr sehen.

Der „Tatort“ Saarbrücken hat es in den letzten Jahren mit Devid Striesow als Ermittler sicher nicht leicht gehabt. Erst ein chaotischer Einstand, danach meist mäßige Stoffe ohne viel Erinnerungswert – da war es schon fast überfällig, nach acht Filmen die Reißleine zu ziehen. Der Ersatz lässt nun in jeder Beziehung aufhorchen.

Zum einen, weil die Ermittler Leo Hölzer (Vladimier Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) beide erst 33 Jahre alt sind und eine gemeinsame, nicht unproblematische Kindheit hinter sich haben. Zum anderen, weil der erste Fall der beiden noch einmal tief in den Sumpf der Nazizeit greift.

„Tatort“ aus Saarbrücken: Ermittler stößt auf düstere Firmengeschichte

Der Haupterbe einer traditionsreichen Tuchfabrik ist auf bestialische Weise umgebracht worden, zusätzlich erfolgten danach noch 60 Stöße voller Wut gegen den bereits toten Körper. Als dringend tatverdächtig gilt der ältere Bruder (Moritz Führmann) des Ermordeten. Er wäre eigentlich der Bessere für den Job gewesen, doch sein Großvater hasst ihn aus vollem Herzen, bezeichnet den Homosexuellen als „entartet“.

Überhaupt ist dieser alte Bernhard Hofer (Dieter Schaad) noch immer der Patriarch der Familie, gehässig und beleidigend in jeder Beziehung. Allein schon, um diesem Mann den frechen Mund zu stopfen, vergräbt sich Adam Schürk in die Firmengeschichte von Hofer & Söhne.

Und siehe da, man hat während des Krieges Zwangsarbeiter beschäftigt, weigerte sich später jedoch standhaft, Entschädigung zu bezahlen. Eigentlich wollte Hofers Sohn bereits vor längerer Zeit dies öffentlich machen. Doch stattdessen fand man damals seine Leiche in einer der heißen Farbwannen.

Das sind die beliebtesten Tatort-Kommissare

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    Drehbuchautor Hendrik Hölzemann könnte mit diesem Material spielend einen klassischen „Whodunit“ gestalten. Dieser Autor aber will tatsächlich mehr, will den Zuschauer vor allem an seine Figuren herantasten. Das fängt nicht zuletzt schon bei seinen beiden jungen Ermittlern an.

    In zahlreichen Rückblenden führt uns Regisseur Christian Theede sehr eindringlich in die Kindheit von Leo und Adam. Letzterer wurde damals von seinem Vater derart erbarmungslos gedrillt und gnadenlos verprügelt, dass Freund Leo um sein Leben bangen musste. Das Brett, das er dem rasenden Vater daraufhin auf den Kopf schlug, hinterließ einen dauerhaften Komapatienten.

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    „Tatort“-Zuschauer müssen lange auf Fortsetzung warten

    Der Polizist Leo ist seitdem nicht mehr in der Lage, eine Waffe abzufeuern, was für die Kollegen gefährlich werden könnte. Dafür kann Leo es heute nicht mehr ertragen, Erwachsene zu sehen, die ihre Kinder malträtieren. Schon im Bus auf dem Weg nach Saarbrücken hat er wieder einmal einen solchen Vater k.o. geschlagen.

    Autor Hölzemann gelingt es so schon im ersten Anlauf, das Interesse an den beiden Neulingen zu wecken, die so unterschiedlich erscheinen. Leo gibt dabei den eher sanften Ermittler, verheiratet und seiner Mängel schmerzlich bewusst. Adam hingegen ist der Düstere von beiden, der schon allein durch sein Auftreten einschüchtern kann. Das sind die neuen „Tatort“-Kommissare in Saarbrücken.

    Von beiden möchte man eigentlich schnell mehr sehen, doch Saarbrücken liefert nur einen „Tatort“ pro Jahr. Und das, wo dieser Film auch noch mit einem klassischen „Cliffhanger“ endet. Irgendwie grausam.

    • ARD, Ostermontag, 13. April, 20.15 Uhr