„WWM-Promi-Special“: Der große Gewinner geht leer aus
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Von Anja Francesca Richter
Berlin. Beim Prominenten-Special des RTL-Spendenmarathons kassieren alle VIPs kräftig ab. Doch der heimliche Star der Show ist nicht im Studio.
Falls Sie je davon geträumt haben, einmal der Mittelpunkt einer Folge von „Wer wird Millionär“ zu werden, hier die erlösende Nachricht: Die Millionenfrage müssen Sie nicht beantworten, nicht einmal nach ihr greifen. Vielmehr reichen vier Buchstaben, und Schwupps, schon gehen Sie in die Geschichte der wohl erfolgreichsten Quiz-Sendung des deutschen Fernsehens ein. Sagen Sie einfach „Nein“.
Glauben Sie nicht? Dann fragen Sie Thomas Herrmanns, den Günther Jauch am Donnerstagabend nicht mal als Gast bei seinem großen Prominenten-Special zugunsten des RTL-Spendenmarathons begrüßt. Er dient vielmehr seinem Kumpel und Kollegen, Comedian Michael Mittermaier (51), als Telefonjoker. Doch Herrmanns schrilles „Neeeein“ eine Millisekunde vor Ende des Anrufs – da registriert er, dass er die Frage, was Marilyn Monroe auf dem Sterbebett in der Hand gehalten hat, falsch beantwortet hat – prägt die ganze Sendung.
Einer verrät seinen Trick
Miss Monroe hatte damals wohl noch einen wichtigen Anruf zu erledigen, denn es war: der Telefonhörer. Macht aber nichts, Mittermaier bemerkt die Panik in der Stimme seines Bekannten und entscheidet sich mit letzter Hilfe aus dem Publikum für Lösung B, den Hörer. 125.000 Euro kassiert der Komiker schlussendlich für den guten Zweck, Gratulation.
Dabei zeigt der „Chef-Intellektuelle“, dass sich sein dritter Besuch nicht nur in finanzieller, sondern auch in ansehenstechnischer Hinsicht lohnt. Denn der 51-Jährige, der auf der Bühne gerne mal den Blödel gibt, saust durch den Frage-Marathon, als sei er zum 33. Mal bei Günther Jauch zu Gast (Mittermaiers „WWM“-Debüt fand übrigens noch zu DM-Zeiten statt).
Zum ersten Mal ernsthaft in die Bredouille gerät der Bayer tatsächlich erst bei der 32.000-Euro-Frage: Welche der acht verschiedenen Euro-Umlaufmünzen ist laut offiziellem Angaben mit 2,38 Millimetern am dicksten? Ein rüstiger Rentner, wie es in einer Kuppel-Show am Montagabend hieße, greift in die Hosentasche, inspiziert die verirrten Münzen und ergreift siegessicher das Wort: „Es ist das 50-Cent-Stück!“ Bravo. Mittermaier: „Im Gegensatz zu euch (die Ehrlich Brothers) verrät er seinen Trick.“
Die Karriere von Günther Jauch
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Lahme Bruder-Witze und Hokuspokus
Aber wieso sollten die deutschen Vorzeige-Magier ihre Kunstgriffe verraten? Mit der Fragerei statt der Zauberei könnte es nämlich kritisch werden. Denn obwohl Chris (35) und sein vier Jahre älterer Bruder Andreas Ehrlich zusammen gleich zwei Gehirne anstrengen dürfen, widmen sie sich lieber ihren lahmen „Bruder“-Witzen, statt sich auf das Quiz zu konzentrieren. Aber gut, ein bisschen Spaß muss sein, ein wenig Hokuspokus sowieso, und so zaubert Andreas zwischen Fragen zu Diddl-Mäusen, Diätplänen und Hosen-Gürtel-Einkäufen eine Zwei-Euro-Münze in eine Glasflasche.
Bei der 125.000-Euro-Frage wollen sie es dann aber wissen: Was muss in Frankreich seit dem 1. Oktober gekennzeichnet sein? Es geht um retuschierte Modelfotos, was Telefonjoker Tjalf Poetting zwar zu beantworten imstande ist. Trotzdem gehen Chris – mit einer Gel-Frisur, an die sich nicht mal David Beckham zu seinen besten Styling-Zeiten getraut hätte – und Andreas in Gedanken schon wieder den nächsten Trick durch. Am Ende gewinnen sie 64.000 Euro und wollen noch 5.000 Euro aus der eigenen Geldbörse drauflegen. Feine Geste, keine Frage.
Mit ABBA geht die Musik für Matthias Opdenhövel aus
Mit Rekordgeschwindigkeit rauscht auch Moderator Matthias Opdenhövel durch die Fragen. Keine Fußball-Halbzeit ist vergangen, da sieht sich der 47-Jährige bereits in der „Todeszone“ mit einem möglichen Gewinn von 125.000 Euro angekommen.
Opdenhövel kommt vor dem Finale bei der Frage nach dem Mittelwert von 100 kurz ins Wackeln: War das noch gleich beim Body-Mass-Index, dem Ruhepuls, dem IQ oder dem weiblichen Taillenumfang der Fall? Der Telefonjoker hilft, Antwort C, der Intelligenz-Quotient. Mit ABBA geht die Musik für den Moderator allerdings aus. Dass die schwedische Band die erste Pop-Platte auf CD aufnahm, die zugleich ihr letztes Studioalbum werden sollte, weiß er nicht. Oh neeeeeein! Es bleibt bei sagenhaften 125.000 Euro.
Moderatorin Ruth Moschner und ihr Hausmüll
Fehlt welcher VIP? Ah ja, Moderatorin Ruth Moschner (41), die sich mit Günther Jauch zwischenzeitlich in Geheimsprache unterhält, die Fragen aber trotzdem so beantwortet, dass alle Zuschauer die Antworten verstehen. So erfährt der interessierte „WWM“-Fan, dass die US-Amerikaner mit dem Zeigefinger zu zählen beginnen, Zecken schnell das Hundertfache ihres Gewichts wiegen und Mülltonnen in drei Größen daherkommen (80, 120, 240 Liter). Bei dem letztgenannten Punkt dachte Moschner allerdings zunächst an eine Badewanne. „Ja warum wohl“, ereifert sich Jauch, „weil Sie den Müll noch nie runtergebracht haben, noch nie!“ Die Moderatorin sei gar „ein Messi und eine Umwelt-Sau“.
Neeeeein, das hat er nicht gesagt?! Ganz neue Töne vom Quizmaster. Vielleicht war Jauch aber auch nur von Moschners sehr auffälligem Mimik-Spiel genervt. Oder ihrem ständigen Gequietsche, mit dem sie den ein oder anderen eingedösten Zuschauer wieder geweckt haben dürfte. Letztlich scheitert die 41- Jährige bei 500.000 Euro.
So geht ein Promi-Special ohne richtig große Namen, dafür mit ordentlicher Unterhaltung zu Ende. Und, nicht zu vergessen, mit einem „der verzweifelten Neeeeeiins in der Geschichte der Sendung“, wie Jauch kommentiert. Danke dafür, Thomas Hermanns.