Berlin. Der erste Sieg für Team Mark: Anny Ogrezeanu ist die neue „The Voice of Germany“. Doch der Höhepunkt des Abends war ein anderer.

Anny Ogrezeanu ist die neue Gewinnerin der zwölften Staffel „The Voice of Germany“. Damit verschafft sie ihrem Team-Coach seinen ersten Sieg – und setzt sich gegen drei Männer durch. Doch der Höhepunkt des Abends war nicht etwa die Performance von ihr oder den restlichen Finalisten, sondern der Auftritt der Sängerin Rana Mansour.

„Wir möchten hier etwas machen, das ist uns wichtig, dem ganzen Team. Weg von dem Wettbewerb, den wir heute machen“, kündigte Moderator Thore Schölermann an. „Wir möchten heute einem Song die Bühne bieten, der sehr wichtig ist. Es ist die Hymne der iranischen Revolution 2022.“ Der Text bestünde aus Tweets über die Proteste und die Sehnsüchte von Iranern und Iranerinnen, ergänzte Moderatorin Melissa Khalaj.

Coaches: „The Voice of Germany“ ist auch die Stimme der Menschen im Iran“

Ein politisches Statement bei einer Gesangs-Show, ein Akt der Seltenheitswert hat – und von den Coaches unterstützt wurde. „The Voice of Germany ist auch die Stimme der Menschen im Iran“, sagte Rea Garvey, als die iranisch-stämmige Musikerin Rana Mansour die Bühne betritt. “Wir sehen euch und wir stehen an eurer Seite“, sprach Stefanie Klos in die Kamera. „Für Menschlichkeit, für Mitbestimmung und Demokratie“, ergänzte Peter Maffay und schließlich sagte Mark Forster: „Frauen, Leben, Freiheit!“

Damit begann die erste Strophe des Songs "Baraye". „Für“ oder „wegen“ bedeutet der Titel auf Deutsch, komponiert von Shervin Hajipour. Innerhalb von 48 Stunden wurde er rund 40 Millionen Mal nach Veröffentlichung angehört und gilt als viralster Song der iranischen Geschichte. Der Post auf Instagram wurde später gelöscht, Shervin Hajipour festgenomen. Ihm wird Propaganda gegen das Regime vorgeworfen. Mittlerweile wurde er auf Kaution wieder freigelassen, hat sich bei Instagram von seinem Song distanziert. Seither schweigt er.

Iran: Solidarität bei den Coaches und im Publikum

Während Rana Mansour am Klavier die englische Version sang, wurde die Übersetzung ins Deutsche eingeblendet: „Für das Tanzen in den Gassen und auf den Straßen / für die Nervenkitzel, die Angst, beim Küssen erwischt zu werden / für meine Schwester, meinen Bruder und die Einigkeit / Für all die Zeiten, in denen wir versucht haben, ihre Meinung und ihre starren Ansichten zu ändern“. Seinen Höhepunkt findet er in den Worten: „For women, life and liberty “, also „Für Frauen, Leben, Freiheit“.

Als Rana Mansour diese Worte singt, halten sowohl das Publikum als auch die Coaches das Victory-Zeichen in die Luft. „Die Proteste im Iran halten nun 48 Tage an“, so die Musikerin nach ihrem Auftritt. Sie habe den Song ins Englische übersetzt, damit alle Menschen dessen Bedeutung verstehen könnten.

Julian, Anny, Basti und Tammo beim
Julian, Anny, Basti und Tammo beim "The Voice"-Finale 2022. © ProSieben/SAT.1/Claudius Pflug

Wenig später wurde verkündet, wer „The Voice of Germany“ gewonnen hat. Eine Frau. Sie hat sich gegen drei Männer in diesem Wettbewerb durchgesetzt. Eine Symbolik, die zu diesem Finale passt. Mit knapp 42 Prozent erhielt Anny Ogrezeanu die meisten Stimmen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie ist 21 Jahre, kommt aus Wachtberg in Nordrhein-Westfalen und bescherte Mark Forsters, der bereits seit 2017 dabei ist, seinen ersten Sieg.

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de