Berlin. Bei “Lanz“ kamen am Donnerstag viele Themen auf den Tisch. Grünen-Politiker Hofreiter sprach auch über die Fehler der Ampel-Regierung.

Ein Angriffskrieg, zunehmende Energieprobleme und immer noch Corona: Die Ampel-Koalition steckt inmitten von Krisen. Erst kürzlich geriet die Bundesregierung wegen der geplanten Gasumlage in die Kritik. Grünen-Politiker Anton Hofreiter verteidigte bei "Markus Lanz" die politischen Entscheidungen seiner Partei und sprach auch über Fehler.

Vor wenigen Tagen reiste die Regierungsdelegation nach Kanada. Knapp 80 Personen, Politikerinnen und Politiker sowie Journalisten, machen es sich im Flieger bequem. Doch eins fehlte an Board: Die Masken der Reisenden. Das sorgte für eine Menge Wirbel. Verständlich, findet die Hauptstadtjournalistin Eva Quadbeck bei "Markus Lanz". "Ich kann die Aufregung verstehen. Man muss dieses Bild wirklich erklären", betonte Quadbeck.

"Markus Lanz": Diese Gäste waren am Donnerstag dabei

  • Anton Hofreiter, Politiker (Grüne)
  • Eva Quadbeck, Journalistin ("RedaktionsNetzwerk Deutschland")
  • Ferdinand von Schirach, Autor

Laut der Journalistin musste sich jede anwesende Person mindestens 24 Stunden zuvor einem PCR-Test unterziehen und zweifach geimpft sein. "Wir waren alle der Meinung, dass wir uns an Regeln halten", berichtete Quadbeck. Der Autor Ferdinand von Schirach konnte die Debatte nicht nachvollziehen. "Ich finde diese Bilder überhaupt nicht schlimm. Das war ja eine Reise, wo es auch um viel ging", kommentierte von Schirach.

Quadbeck bei "Lanz": Habeck ist "ökologisches Aushängeschild"

Ganz so entspannt sah Grünen-Politiker Anton Hofreiter die Diskussion nicht. "Kommunikativ kann man das auch einfach scheiße nennen", betonte Hofreiter. Für den Politiker war die Sache klar: Es gehe besonders um die Symbolik.

Symbolisch war vor allem auch der Fakt, dass nicht nur Olaf Scholz alleine nach Kanada reiste, sondern Vizekanzler Robert Habeck mit im Gepäck dabei war. "Es war ja eine Kanzlerreise, das ist ja sowieso was Besonderes", so Eva Quadbeck. Robert Habeck bezeichnete die Journalistin als "ökologisches Aushängeschild". "Da ist der Habeck dann auch die Figur, die da für Glaubwürdigkeit steht", ergänzte sie.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Robert Habeck (r, Grüne), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, in Toronto.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Robert Habeck (r, Grüne), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, in Toronto. © Kay Nietfeld/dpa

Gerade bei dem Thema Glaubwürdigkeit, kam Anton Hofreiter genau in sein Element. Die Grünen standen zuletzt angesichts der Energiekrise in der Kritik. Robert Habeck sprach sich erst kürzlich für eine vorübergehende Inbetriebnahme der Kohlekraftwerke aus. Das ist auch richtig so, findet Hofreiter.

"Markus Lanz": Einer neuer Typus von Politiker

"Das ist auch nicht gerade ökologisch, aber das ist halt die Dramatik des Angriffskriegs", sagte er. Kurzfristig sei man gezwungen Dinge zu tun, "die man sich früher eigentlich kaum vorstellen konnte". "Wie geht’s Ihnen dabei?", hakte Moderator Markus Lanz nach. "Im Kern geht’s mir gut", versicherte der Grünen-Politiker.

Auf weitere Nachfrage von Moderator Markus Lanz präsentierte Ferdinand von Schirach nebenbei eine Analyse des anwesenden Politikers. "Die Reste dieser Protestpartei und dieser Auflehnung sind bei Herrn Hofreiter noch zu sehen, auch an der Haar- und Barttracht", so von Schirach.

Im Gegenzug sei Habeck ein Politiker, dem man den inneren Diskurs förmlich ansehen kann. "Das ist ja ein vollkommen neuer Typus von Politikern, den gab es vorher nicht. Und ich finde das interessant", merkte der Autor an. Laut Schirach sei der neue "Typus" viel "menschlicher und zukunftsgerichteter".

Hofreiter bei "Markus Lanz": Akw-Streckbetrieb sehr wahrscheinlich

Nach der politischen Abhandlung von Ferdinand von Schirach, schaltete sich Anton Hofreiter doch dazwischen – und ging direkt auf Verteidigungskurs. Laut Hofreiter hätten sich die Ziele der Grünen nicht geändert. "Das Ziel ist weiterhin, dass wir so schnell wie möglich den CO2-Ausstoß runterkriegen müssen", sagte Hofreiter.

Das Reaktivieren der Kohlekraftwerke verteidigte der Politiker und forderte den schnelleren Ausbau von erneuerbaren Energien. Dabei handle es sich um eine "Realitätsanpassung", bei der jedoch nicht alles "völlig anpassungsfähig ist". "Wenn Sie diese Grundwerte nicht hätten, wären Sie ein Hampelmann und kein Politiker", entgegnete Ferdinand von Schirach.

Im Rahmen der Energiekrise wollte Markus Lanz es dann genauer wissen: "Streckbetrieb, wird er kommen?", fragte er den Grünen-Politiker bezüglich der Akw-Laufzeiten. "Es ist durchaus nicht ausgeschlossen", betonte Hofreiter.

"Lanz": Hofreiter kritisiert die Mehrwertsteuersenkung

Auch Journalistin Eva Quadbeck sprach von einer Veränderung der Grünen. Habeck habe eine besonders Art, wie er die Energiewende vorantreibt. "Eben auch mit sehr hohem Pragmatismus", so Quadbeck. Gleichzeitig kritisierte die Journalistin, dass das politische Handwerk nicht immer gelinge. Das sei besonders bei der Gasumlage deutlich geworden.

Hier sprach Hofreiter erneut Klartext: Die Gasumlage sei "präziser zu gestalten". Auch eine Übergewinnsteuer befürwortete der Politiker in der Sendung. Was die andere Steuer angeht, nämlich die Mehrwertsteuer, hagelte es Kritik. Die Senkung der Steuer sei "der falsche Mechanismus". "Ich fand das ehrlich gesagt eine schlechte Nachricht, weil man da einfach Dinge konterkariert", so der Politiker.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen

Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.