Berlin. Das ZDF zeigt im „Montagskino“ zwei Teile von „Fifty Shades of Grey“. Die Reihe wurde gefeiert – und hart kritisiert. Wie geht das?

  • Fans freuen sich: Im „Montagskino“ läuft der Mega-Bestseller „50 Shades of Grey“ im ZDF – natürlich im Abendprogramm
  • Ab 22.15 Uhr können Fans erneut die erotische Liebesgeschichte rund um Anastasia Steele und Christian Grey verfolgen
  • Mehr über den Erfolg von „50 Shades of Grey“ – und warum Film und Buch so umstritten sind – lesen Sie hier

Kaum eine Geschichte war in den vergangenen Jahren so erfolgreich wie die „Fifty Shades of Grey“-Reihe. Mehr als 130 Millionen Mal wurden die Bücher verkauft, die Filme spielten mehr als eine Milliarde Dollar ein. Es entstand ein riesiger Hype um die Geschichte der Studentin Anastasia Steele, die sich in den Millionär Christian Grey verliebt – und die, obwohl sie Jungfrau ist und bisweilen angewidert von seiner intensiven Neigung zu Sadomaso-Spielchen, am Ende eine Beziehung mit ihm eingeht. Inklusive Folterkeller-Sex.

Das ist der Stoff, den jetzt auch das ZDF im „Montagskino“ zeigt, zunächst den ersten und den zweiten Teil der Trilogie, die zwischen 2015 und 2018 in die Kinos kam. Am 20. April läuft „Fifty Shades of Grey“, eine Woche später (27. April) ist „Fifty Shades of Grey: Gefährliche Liebe“ zu sehen, jeweils um 22.15 Uhr. Eine Zeit, zu der es nicht mehr ganz jugendfrei zugehen muss.

Während viele Fans die Reihe als romantisch, befreiend und tabubrechend feiern und sie deswegen kommerziell überaus erfolgreich werden ließen, äußern viele Literaturkenner und Wissenschaftler harsche Kritik an der Geschichte. Die Bücher seien schlecht geschrieben, sexistisch, sie würden Gewalt an Frauen propagieren, so nur einige der Vorwürfe. Die Film wurden einige Male mit der Goldenen Himbeere ausgezeichnet, eine Auszeichnung für besonders schlechte Produktionen.

Galt einfach nur die simple Formel „sex sells“? Oder was ist es, was die Millionen Fans der Reihe so fasziniert? Und warum polarisiert „Fifty Shades of Grey“ dermaßen?

Um dieses ungleiche Paar geht es bei „Fifty Shades of Grey“: Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) lernt Millionär Christian Grey (Jamie Dornan) bei einem Interview kennen.
Um dieses ungleiche Paar geht es bei „Fifty Shades of Grey“: Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson) lernt Millionär Christian Grey (Jamie Dornan) bei einem Interview kennen. © imago/Prod.DB | Universal - Focus Features

„Fifty Shades of Grey“: Buch zeigt typische Phasen häuslicher Gewalt

Auch Wissenschaftler gingen dem Erfolgsgeheimnas nach Amy Bonomi von der Michigan State University wollte wissen, ob sich Leserinnen und Nicht-Leserinnen unterscheiden. Ihre Schlussfolgerung: Das Buch zieht vor allem Frauen an, die ähnliche Erfahrungen gemacht oder eine ähnliche Persönlichkeit haben wie die Figur der Anastasia Steele. Für die Studie wertete die Expertin für häusliche Gewalt die Aussagen von mehr als 715 Frauen im Altern zwischen 18 und 24 Jahren aus.

Der Unterschied zwischen den Teilnehmerinnen, die das Buch gelesen hatten und denen, die es nicht gelesen hatten: Die Frauen, die den ersten Teil der Reihe kannten, hatte ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko, mit einem Partner zusammen zu sein, der sie beschimpfte oder beleidigte. Das Risiko, dass der Partner Tendenzen zum Stalken zeigte, war um 30 Prozent erhöht. Und überhaupt durchlebe die Figur der Anastasia Phasen, die charakteristisch für Frauen seien, die mit häuslicher Gewalt konfrontiert werden.

Die Frauen, die alle drei Bücher gelesen hatten, waren mehr als doppelt so häufig „Binge-Trinker“ (deutsch: Komasäufer) wie Frauen, die die Reihe nicht kannten. Das heißt, sie tranken mehr als fünf alkoholische Getränke an einem Abend an mindestens sechs Tagen pro Monat. Weiter war es bei Leserinnen der Reihe doppelt so wahrscheinlich, dass sie mit bereits mit mehr als fünf Partnern Sex hatten – und ein erhöhtes Risiko für Essstörungen zeigten sie auch.

Buch und Film wurden millionenfach verkauft – von den Kritikern jedoch wenig gelobt. Schauspielerin Dakota Johnson machte die Reihe dennoch populär.
Buch und Film wurden millionenfach verkauft – von den Kritikern jedoch wenig gelobt. Schauspielerin Dakota Johnson machte die Reihe dennoch populär. © imago/Prod.DB | Universal - Focus Features

„Fifty Shades of Grey“: Fans feiern offenes Ausleben der Sexualität

Wurde „Fifty Shades of Grey“ ein Kassenschlager, weil sich labile Persönlichkeiten in ihrer Realität abgeholt fühlten? Das monierten zumindest einige Kritiker, die gleichermaßen Verharmlosung von Gewalt an Frauen erkannten – und eine Vorlage für sexistische Denkmuster. Fans der Reihe wiederum betonten, dass sie gerade das offene Ausleben der Sexualität in der Reihe als befreiend empfanden.

Eine Befreiung, von der im Übrigen auch die Erotik-Industrie profitierte. Nach eigenen Angaben stieg nach den Buch- und Film-Veröffentlichungen das Interesse an Sexspielzeug merklich an. Zwischenzeitlich gab es sogar spezielle „Fifty Shades of Grey“-Bundles zu kaufen.

Auch für die Quote im ZDF sollte all das zumindest kein Nachteil sein. In der Corona-Krise haben ja eh viel mehr Menschen Zeit fürs Fernsehen – und für alles andere auch.

• „Fifty Shades of Grey“ – mehr Infos zur Reihe:

Bereits die Trailer der Filme waren zu YouTube-Hits geworden. Nachdem die „Fifty Shades of Grey“-Reihe die Geschichte aus der Sicht von Anastasia erzählt hatte, veröffentlichte James einen weiteren Band, indem Christian als Ich-Erzähler Teile der Geschichte erzählt. (msb/ba)