Berlin. In seiner ersten „Tatort“-Folge hat das saarländische Duo Schürk/Hölzer keine Glanzleistung hingelegt. Einen Lichtblick gibt es aber.

Die erste Folge eines neuen „Tatorts“ hat es immer schwer, die Erwartungen des sonntäglichen Gewohnheitspublikums zu erfüllen. Dazu kommt, dass in eineinhalb Stunden zwar auch ein Kriminalfall abgehandelt werden muss, vor allem aber glaubhafte, starke Charaktere gezeichnet werden sollen, die den Zuschauer überzeugen, dass diese Ermittler vielleicht der neue Schimanski sein könnten.

Beim Gucken des Saarbrücker Tatorts „Das fleißige Lieschen“ fällt sofort auf, dass das Drehbuch diesen Ansprüchen nicht wirklich gerecht wird. Und unter der Regie von Christian Theede wirken die unterschiedlichen Schauplätze lieblos aneinander gestückelt. Das ist besonders um den Kriminalfall schade, der ausgefeilter erzählt durchaus ein guter Auftakt für die neue „Tatort“-Produktion gewesen wäre.

„Tatort Saarbrücken“: Unterkühltes Wiedersehen zweier Freunde

Die Saarbrücker Kommissare Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Leo Hölzer (Vladimir Burlokov), kennen sich aus Kindertagen, haben sich aber seit über 15 Jahren nicht mehr gesehen. Der „Neue“, Schürk, ist also ein alter Bekannter. Das etwas unterkühlte Wiedersehen der beiden wird jedoch binnen weniger Sekunden von einem Mord durchkreuzt.

Der jüngere zweier Fabrikantensöhne wird ermordet im Wald aufgefunden, er sollte das große Familienunternehmen übernehmen. Schürk und Hölzer ermitteln im Umfeld einer alten Industriellenfamilie, in der sich alle spinnefeind sind. Schnell wird ihnen klar, dass der Grund für den Mords weit in der Vergangenheit liegt.

Das sind die beliebtesten Tatort-Kommissare

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    Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die Firma Zwangsarbeiter, die im Nachhinein nie entschädigt wurden. Das holt den Erben nun ein – in Form einer rüstigen alten Dame, die als Rache an ihrem im Arbeitslager gepeinigten und getöteten Bruder sechzig Mal mit dem Gehstock auf ihn einprügelt. Jeder Hieb in Gedenken an die Schläge, die ihr Bruder aushalten musste.

    Das könnte Stoff für einen tiefgehenden, berührenden „Tatort“ sein. Der Film ist aber viel zu beschäftigt damit, dem Publikum schon in der ersten Episode alles über die Kommissare zu verraten, anstatt die Charaktere langsam zu entwickeln. Das geht zulasten des eigentlichen Falls, auch weil man als Zuschauer ständig vom Hauptthema abgelenkt wird.

    Neuer Saarbrücken-„Tatort“: Dialoge wie vom Blatt abgelesen

    Dieses Hin-und-Her, die Offensichtlichkeit, dass dem „Tatort“ der Fahrplan fehlt, ließe sich ignorieren, wenn wenigstens die schauspielerische Leistung begeistern würde. Stattdessen spielen Vladimir Burlokov und Daniel Sträßer mehr oder weniger ausdruckslos und unbeteiligt – auffällige Gemütsregungen lassen sich an einer Hand abzählen.

    Dasselbe gilt für die Dialoge: Der Großteil wird vorgetragen, als hätten die Schauspieler eine Stunde vor Drehbeginn das Skript in die Hand gedrückt bekommen und würden selbst Sätze wie „Sechzig Hiebe, wie eine Strafe“ vom Blatt ablesen. „Das fleißige Lieschen“ erhält dadurch ein wenig Theaterproben-Feeling.

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    Nerviges Macho-Gehabe der Kommissare

    Noch weniger Begeisterung ruft nur das Hipster-Macho-Gehabe der jungen Ermittler hervor, die in niegelnagelneuen SUVs durch Saarbrücken fahren und sich gegenseitig nicht wirklich zeigen können, dass sie sich eigentlich freuen, den anderen wiederzusehen.

    Die Männlichkeit gipfelt in den Beleidigungen, die sie ihren beiden Teammitgliedern, die Hauptkommissarinnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) an den Kopf werfen: Dumm sind die weiblichen Kolleginnen und ihr Hirn könnten sie auch nicht einschalten. Da wünscht man sich glatt den zurückhaltenden Devid Striesow mit seinem Roller zurück.

    Einziger Lichtblick ist die Vorgeschichte der „Tatort“-Kommissare, die zur Schulzeit beste Freunde waren. Schürk und Hölzer verbindet seither ein Geheimnis, dass sie für den Polizei-Job wohl disqualifiziert hätte. Man kann nur hoffen, dass diese Hintergrund-Geschichte beim nächsten Mal sinnvoller in das Drehbuch eingewoben wird.

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    Die bisherigen „Tatorte“ aus Saarbrücken mit Devid Striesow lieferten meist nur mäßige Stoffe ohne viel Erinnerungswert. Nun darf ein neues Duo ran: Das sind die Striesow-Nachfolger im Saarbrücker „Tatort“. Einen Tag vor ihrem Einstand lief bereits ein „Tatort“ am Ostersonntag – warum es aber nur eine Wiederholung war.