Essen. Der Patriarch ist tot, die Brauerfamilie streitet: Der Zweiteiler „Bier Royal“ im ZDF ist mittelmäßig. Nur zwei Schauspieler gefallen.

Als „eine Mischung aus ,Kir Royal‘ und ,Denver Clan‘“ bezeichnet Drehbuchautorin Carolin Otto ihren zweiteiligen Fernsehfilm „Bier Royal“. Der „Denver Clan“ würde als Vergleich tatsächlich passen, vielleicht auch noch „Dallas“.

Helmut Dietls unvergessene Demaskierung der Münchner Schickeria allerdings in Verbindung zu bringen mit der Anhäufung von Klischees, wie sie dieser Hopfen-und-Malz-Film vor sich herträgt – das sollte man so nicht stehenlassen.

Womit auch schon geklärt wäre, worum es hier geht: Um Münchens größte Bier-Dynastie, die nach dem Tod des Patriarchen und dessen Testament zu zerfallen droht.

Erpressung, Kinderwunsch, Pädophilie – alles dabei

Gisela (Gisela Schneeberger), die zweite Ehefrau des Verstorbenen, möchte nun eigentlich so weitermachen wie bisher. Doch da macht ihr Stieftochter Vicky (Lisa Maria Potthoff) einen Strich durch die Rechnung. Die nämlich rauscht samt Ehemann aus den Staaten herbei und sorgt für nicht wenig Verwirrung.

Zunächst will sie das Testament anfechten, das ihr nur einen Pflichtteil zugesteht, weil die liebe Stiefmutter den pädophilen Notar erpresst hat. Ihre Pläne gehen außerdem weit über all das hinaus, was man Bier-Tradition nennen könnte. Und außerdem will sie um jeden Preis ein Kind, was ihr nach erfolgreicher Befruchtung noch Probleme bereiten wird.

Denn am Ende weiß sie nicht mehr, ob das Kind nun vom eigenen Mann stammt oder doch vom Betriebsrat.

Oft gesehen, meistens besser

Die Regisseurin Christiane Baltasar versucht sich an einem Drehbuch, dessen Handlung man, zumindest im ersten Teil, mühelos vorhersagen könnte. Man meint, all diese Familien mit ihren Problemen schon mal in anderen Filmen gesehen zu haben.

Meistens besser, denn hier wirkt das Drehbuch unschlüssig darüber, ob es sich um einen bierernsten Film handelt oder ob Humor das prägende Element sein soll.

Tatsächlich gibt es den hier und da, der Berg an Klischees jedoch ist gewaltig. Ulrike Kriener etwa muss immer wieder als Klatschjournalistin auftauchen, die vor nichts zurückschreckt, nicht einmal davor, mit Männern aus Recherchegründen ins Bett zu gehen.

Vickys Halbbruder leidet an Epilepsie, was ihn nicht davon abhält, in Sadomaso-Clubs zu verkehren. Ihr Ehemann Dan wiederum ist als Ex-Basketballer der typische Amerikaner von der Stange.

Und Marianne Sägebrecht darf meist nur zuhören, wenn ihr alter Freund aus der Klatschpresse vorliest, um die Vorgänge immer mal wieder zu bündeln.

Nur zwei Schauspieler können überzeugen

Eigentlich kommen aus diesem Zweiteiler nur zwei Schauspieler unbeschadet heraus. Einmal ist das Gisela Schneeberger, weil man die einfach mag und ihrer Rolle verzeiht, dass sie sich einen Gigolo hält. Im Interview erklärt sie, wie sie sich privat von ihren bissigen Rollen unterscheidet.

Vor allem aber ist das der Österreicher Robert Palfrader als Geschäftsführer der Brauerei, der stolz ist auf seine Sammlung von Nazi-Memorabilien. Ihn zu erleben, wenn er wieder mal die Manschettenknöpfe von Hermann Göring trägt, das entschädigt für viele dramaturgische Schwächen.

Fazit: Mäßiges Drehbuch, redliche Schauspieler.

K ZDF, 20.15 Uhr,Teil 2 am Mittwoch