Essen . Im Ludwigshafener „Tatort: Vom Himmel hoch“ muss Kommissarin Lena Odenthal den Mord an einem Militärpsychiater aufklären.

Sein Job war es, anderen zu helfen. Warum aber musste dieser Mann sterben? Fritz Steinfeld war ein angesehener Psychiater, spezialisiert auf Patienten mit Kriegstraumata. Dazu gehörten nicht nur Soldaten der Bundeswehr nach Auslandseinsätzen, sondern auch traumatisierte Militärangehörige der amerikanischen Air Base Ramstein.

Das waren dann vor allem Soldaten, die im Drohnenkrieg eingesetzt waren, die auf Knopfdruck Menschen „eliminieren“ mussten, darunter Frauen und Kinder. Dieser lautlose Krieg mit seinen verheerenden Folgen ist denn auch das zentrale Thema für Regisseur Tom Bohn in seinem „Tatort: Vom Himmel hoch“ mit Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts).

Drohnenexpertin arbeitet jetzt in der Kantine

Bohn hat vor langer Zeit schon mal fünf Folgen mit der unverwüstlichen Kommissarin gedreht – nun soll er offenbar die Ludwigshafener Ausgabe mit ihrer 68. Folge (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) wieder auf Kurs bringen. Denn Kritiker und Zuschauer hatten die Versuche mit Improvisationskrimis („Babbeldasch“, „Waldlust“) empfindlich abgestraft.

Szenen aus dem „Tatort – Vom Himmel hoch“

Im „Tatort – Vom Himmel hoch“ geht es nicht um Engel und Weihnachten, sondern um Gefahren von oben: Drohnen. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ermittelt.
Im „Tatort – Vom Himmel hoch“ geht es nicht um Engel und Weihnachten, sondern um Gefahren von oben: Drohnen. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ermittelt. © SWR/Alexander Kluge | SWR
Das Mordopfer ist der Psychiater Dr. Steinbach. Er hatte unter anderem Drohnenpiloten der US-Armee behandelt.
Das Mordopfer ist der Psychiater Dr. Steinbach. Er hatte unter anderem Drohnenpiloten der US-Armee behandelt. © SWR/Alexander Kluge | SWR
Auch die Soldatin Heather Mills (Lena Drieschner) war Steinbachs Patientin.
Auch die Soldatin Heather Mills (Lena Drieschner) war Steinbachs Patientin. © SWR/Alexander Kluge | SWR
Steinbach arbeitete unter General Huffing in Ramstein (rechts, Jim Boeven). Dieser trifft im Laufe des ARD-Krimis auf den US-Staatssekretär O'Connor (Peter Gilbert Cotton).
Steinbach arbeitete unter General Huffing in Ramstein (rechts, Jim Boeven). Dieser trifft im Laufe des ARD-Krimis auf den US-Staatssekretär O'Connor (Peter Gilbert Cotton). © SWR/Alexander Kluge | SWR
Neben Piloten behandelte Dr. Steinbach auch Angehörige von Opfern von Drohnenangriffe. Die Brüder Martin und Mirhat Rojan (Diego und Cuco Wallraff) sind solche Angehörige. Mirhat hat bei einem US-Drohnenangriff seine beiden Kinder verloren.
Neben Piloten behandelte Dr. Steinbach auch Angehörige von Opfern von Drohnenangriffe. Die Brüder Martin und Mirhat Rojan (Diego und Cuco Wallraff) sind solche Angehörige. Mirhat hat bei einem US-Drohnenangriff seine beiden Kinder verloren. © SWR/Alexander Kluge | SWR
Die beiden Brüder setzen sich intensiv mit Drohnen auseinander.
Die beiden Brüder setzen sich intensiv mit Drohnen auseinander. © SWR/Alexander Kluge | SWR
Die Psychologin Dr. Dietrich (Beate Maes) unterstützt Lena Odenthal  bei den Ermittlungen.
Die Psychologin Dr. Dietrich (Beate Maes) unterstützt Lena Odenthal bei den Ermittlungen. © SWR/Alexander Kluge | SWR
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Nun also soll es wieder in geregelten Bahnen zugehen, was zumindest in einer Hinsicht schon mal gelungen ist – Odenthal und die zweite Ermittlerin Johanna Stern (Lisa Bitter) giften sich nicht mehr an, liegen sich einmal sogar in den Armen.

Erste Spur führt zu einem Kurden

Die Ermittlungen in Sachen Steinfeld-Mord schreiten derweil voran. Eine erste Spur führt zu dem Kurden Mirhat Rojan (Cuco Wallraff). Er verlor bei einem US-Drohnenangriff im Irak seine beiden Kinder, jetzt lebt er bei seinem Bruder Martin (Diego Wallraff).

Von Interesse ist auch die amerikanische Steinfeld-Patientin Heather Miller (Lena Drieschner). Viel zu lang wurde sie im Drohnenkrieg eingesetzt, jetzt leidet sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung und darf nur noch in der Kantine arbeiten.

Zu wenig Tempo, um den Zuschauer zu fesseln

So interessant diese Figuren auch sein mögen, Bohn ist nicht der Regisseur, der daraus wirklich Kapital schlagen könnte. Den freundlichen kurdischen Brüdern beispielsweise kann man von Anfang an dabei zuschauen, wie sie eine Drohnenbombe bauen.

Als sie endlich fertig ist, erklären die beiden ausführlich vor einem Bildschirm ihre Beweggründe. Sie suchen Sühne und wollen ein Attentat verüben auf den Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, der auf Besuch in Ludwigshafen weilt.

Eine viel zu brave Folge

Derart brav, wie beide da wirken, so brav wirkt letztendlich auch der Film. Viel zu oft zieht man sich zurück ins Präsidium, um immer wieder die Lage zu sondieren („Dann fasse ich mal zusammen“). Wenn man am Ende dann tatsächlich etwas mehr Tempo anschlagen möchte, gerät das viel zu ungelenk, um den Zuschauer jetzt noch fesseln zu können.

„Krieg ist deswegen so grausam, weil er den Menschen seelisch vergewaltigt“, erklärt Bohn. Sein Film zeigt zumindest auf, dass Krieg auch zu einer Art Videospiel geworden ist, das die Seele vergiftet. Das Geräusch der Drohnen im Hintergrund will deshalb auch kaum weichen.

Fazit: Interessante Figuren, aber ungenutztes Potenzial

„Tatort: Vom Himmel hoch“, Sonntag, 9. Dezember, 20.15 Uhr (ARD)