Essen . Im Ludwigshafener „Tatort: Vom Himmel hoch“ muss Kommissarin Lena Odenthal den Mord an einem Militärpsychiater aufklären.
Sein Job war es, anderen zu helfen. Warum aber musste dieser Mann sterben? Fritz Steinfeld war ein angesehener Psychiater, spezialisiert auf Patienten mit Kriegstraumata. Dazu gehörten nicht nur Soldaten der Bundeswehr nach Auslandseinsätzen, sondern auch traumatisierte Militärangehörige der amerikanischen Air Base Ramstein.
Das waren dann vor allem Soldaten, die im Drohnenkrieg eingesetzt waren, die auf Knopfdruck Menschen „eliminieren“ mussten, darunter Frauen und Kinder. Dieser lautlose Krieg mit seinen verheerenden Folgen ist denn auch das zentrale Thema für Regisseur Tom Bohn in seinem „Tatort: Vom Himmel hoch“ mit Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts).
Drohnenexpertin arbeitet jetzt in der Kantine
Bohn hat vor langer Zeit schon mal fünf Folgen mit der unverwüstlichen Kommissarin gedreht – nun soll er offenbar die Ludwigshafener Ausgabe mit ihrer 68. Folge (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) wieder auf Kurs bringen. Denn Kritiker und Zuschauer hatten die Versuche mit Improvisationskrimis („Babbeldasch“, „Waldlust“) empfindlich abgestraft.
Szenen aus dem „Tatort – Vom Himmel hoch“
Nun also soll es wieder in geregelten Bahnen zugehen, was zumindest in einer Hinsicht schon mal gelungen ist – Odenthal und die zweite Ermittlerin Johanna Stern (Lisa Bitter) giften sich nicht mehr an, liegen sich einmal sogar in den Armen.
Erste Spur führt zu einem Kurden
Die Ermittlungen in Sachen Steinfeld-Mord schreiten derweil voran. Eine erste Spur führt zu dem Kurden Mirhat Rojan (Cuco Wallraff). Er verlor bei einem US-Drohnenangriff im Irak seine beiden Kinder, jetzt lebt er bei seinem Bruder Martin (Diego Wallraff).
Von Interesse ist auch die amerikanische Steinfeld-Patientin Heather Miller (Lena Drieschner). Viel zu lang wurde sie im Drohnenkrieg eingesetzt, jetzt leidet sie an einer posttraumatischen Belastungsstörung und darf nur noch in der Kantine arbeiten.
Zu wenig Tempo, um den Zuschauer zu fesseln
So interessant diese Figuren auch sein mögen, Bohn ist nicht der Regisseur, der daraus wirklich Kapital schlagen könnte. Den freundlichen kurdischen Brüdern beispielsweise kann man von Anfang an dabei zuschauen, wie sie eine Drohnenbombe bauen.
Als sie endlich fertig ist, erklären die beiden ausführlich vor einem Bildschirm ihre Beweggründe. Sie suchen Sühne und wollen ein Attentat verüben auf den Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, der auf Besuch in Ludwigshafen weilt.
Eine viel zu brave Folge
Derart brav, wie beide da wirken, so brav wirkt letztendlich auch der Film. Viel zu oft zieht man sich zurück ins Präsidium, um immer wieder die Lage zu sondieren („Dann fasse ich mal zusammen“). Wenn man am Ende dann tatsächlich etwas mehr Tempo anschlagen möchte, gerät das viel zu ungelenk, um den Zuschauer jetzt noch fesseln zu können.
„Krieg ist deswegen so grausam, weil er den Menschen seelisch vergewaltigt“, erklärt Bohn. Sein Film zeigt zumindest auf, dass Krieg auch zu einer Art Videospiel geworden ist, das die Seele vergiftet. Das Geräusch der Drohnen im Hintergrund will deshalb auch kaum weichen.
Fazit: Interessante Figuren, aber ungenutztes Potenzial
„Tatort: Vom Himmel hoch“, Sonntag, 9. Dezember, 20.15 Uhr (ARD)